Verloren zwischen Grenzen und Dürre
In den endlosen Weiten des mexikanischen Bundesstaats Chihuahua stehen Rinder in ausgetrockneten Wasserbetten, das Land ist rissig, die Futtervorräte gehen zur Neige. Die Luft ist trocken, die Hoffnung knapp. Eine Krise, die nicht nur Bauernfamilien betrifft – sondern auch tausende Tiere, die dem wirtschaftlichen Druck und der Klimakatastrophe zum Opfer fallen.
Die Rinderzucht – einst das Rückgrat ländlicher Gemeinden – steht vor dem Zusammenbruch. Der Grund: anhaltende Dürre, explodierende Futterpreise und Handelsprobleme mit den USA. Besonders hart trifft die Situation die Tiere – denn wenn sie nicht verkauft werden können, bleibt ihnen oft nur ein grausames Ende.
„Die Lage ist sehr kritisch, in erster Linie, weil die Grenze geschlossen ist. Wir bekommen keinen Preis für unsere Kälber, die wir sonst exportieren. Und die Dürre macht alles noch schlimmer – Futter ist teuer“, erklärt der Viehzüchter Antonio Nevares.
Früher wurden die Tiere über Mittelsmänner in die USA verkauft. Doch jetzt ist der Markt zusammengebrochen. Die Mittelsmänner – überlastet mit zu vielen Tieren – kaufen nicht mehr, oder nur zu Spottpreisen. Die Tiere bleiben zurück – hungrig, durstig, ungeschützt.
„Wir sind kleine Produzenten“, sagt Cristian Morales, ein anderer Rancher.
„Die Mittelsmänner kaufen entweder gar nicht oder drücken die Preise, weil die Grenze ja geschlossen war. Jetzt ist alles überfüllt – niemand exportiert. Die Lager sind voll, die Tiere bleiben hier.“
Was dann passiert, ist herzzerreißend: Viele Tiere verhungern oder verdursten.
Einige Bauern – wie Morales – bringen die verendeten Tiere auf improvisierte Tierfriedhöfe. Zwischen trockenen Ästen liegen die leblosen Körper junger Kälber, zu schwach, um ohne Wasser und Futter zu überleben.
„Durch die Dürre haben wir keine Produktion mehr. Ich bin heute hier auf dem Tierfriedhof. Mein Kalb ist an der Dürre gestorben“, sagt Alan Nevares mit gebrochener Stimme.
„Es ist eine harte Zeit. Wir bekommen keine Unterstützung. Und jetzt sollen auch noch US-Zölle kommen – das verschärft alles noch.“
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In den letzten Monaten kam es außerdem zu einem Exportstopp, nachdem bei Rindern in Süd-Mexiko Schraubenwürmer entdeckt wurden – Parasiten, die offene Wunden bei Tieren befallen. Die USA hatten daraufhin die Grenze für lebende Tiere blockiert. Obwohl das Verbot inzwischen unter neuen Gesundheitsprotokollen aufgehoben wurde, hat der Markt sich noch nicht erholt.
Und so führt jede Preisschwankung, jeder Klimaschock, jeder politische Beschluss in Washington oder Mexiko-Stadt zu einem ganz realen Drama auf den Ranches – mit den Tieren als stille Verlierer.
„Wir dachten, es wäre ein gutes Geschäft. Aber jetzt ist alles anders: Die Grenze ist geschlossen, das Futter ist teuer. Es ist kein gutes Geschäft mehr“, resümiert Antonio Nevares.
Was passiert mit den Tieren, wenn niemand sie kauft?
Sie bleiben – in verdorrten Gehegen, bei überforderten Bauern, auf Höfen ohne Wasser. Und oft endet ihr Leben still, aber qualvoll.
Diese Krise zeigt einmal mehr: Tierwohl ist untrennbar mit sozialer Gerechtigkeit und globaler Verantwortung verbunden. Wenn Märkte zusammenbrechen, sind Tiere keine Zahlen – sie sind fühlende Lebewesen, die darauf hoffen, dass jemand für sie kämpft.