Mit der Zeitumstellung am vergangenen Wochenende hat für viele Wildtiere die gefährlichste Zeit des Jahres begonnen. Wenn es früher dunkel wird, überschneiden sich Berufsverkehr und Aktivitätsphasen von Rehen, Hasen oder Füchsen – eine tödliche Kombination.
Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit sterben in Österreich jedes Jahr rund 65.000 Wildtiere auf den Straßen, das heißt, alle 19 Minuten verendet eines. Allein in Niederösterreich kamen im Jagdjahr 2024/25 mehr als 27.000 Tiere unter die Räder.
„Die Zeitumstellung bedeutet für Tiere keine Anpassung – sie folgen ihrem natürlichen Rhythmus. Doch plötzlich herrscht genau dann Berufsverkehr, wenn Rehe, Hasen oder Füchse aktiv sind. Das ist eine tödliche Mischung“, warnt Tierschutz Austria-Sprecher Martin Aschauer. Besonders gefährlich sind die frühen Morgen- und Abendstunden, wenn Dämmerung und schlechte Sichtverhältnisse die Straßen unsicher machen. Fast die Hälfte aller Wildunfälle mit Personenschaden passiert in dieser Zeit. Im vergangenen Jahr wurden allein in Niederösterreich 122 Menschen bei Kollisionen mit Wildtieren verletzt.
Tierschutz Austria ruft daher alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auf, in der dunklen Jahreszeit besonders vorsichtig zu fahren. Wer durch waldreiche Gebiete, entlang von Feldern oder in der Nähe von Ortschaften unterwegs ist, sollte Geschwindigkeit und Aufmerksamkeit anpassen. Taucht ein Tier im Scheinwerferlicht auf, gilt: bremsen, abblenden, hupen – niemals ausweichen. Häufig folgen weitere Tiere, denn Rehe, Hirsche oder Wildschweine sind selten allein unterwegs. Kommt es zu einem Unfall, sollte das Fahrzeug gesichert, die Warnblinkanlage eingeschaltet und Hilfe verständigt werden. Verletzte Tiere dürfen nicht berührt werden, doch eine Wildtierhilfe oder Tierrettung kann sofort alarmiert werden. Auch Tierärztinnen und Tierärzte sind zur Hilfe verpflichtet. Erst nachdem tierärztliche Versorgung abgeklärt ist, sollte die Polizei verständigt werden, da diese meist die Jägerschaft ruft – und das Tier, unabhängig vom Verletzungsgrad, oft sofort getötet wird.
„Jede Fahrt durch die Dämmerung ist auch eine Fahrt durch den Lebensraum zahlreicher Wildtiere“, betont Aschauer. „Achtsamkeit und angepasste Geschwindigkeit können Leben retten – das der Tiere ebenso wie das der Menschen.“
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Doch die offiziellen Zahlen zeigen nur einen Teil des Problems. In den Unfallstatistiken fehlen viele Tierarten, die nicht dem Jagdrecht unterliegen – etwa Igel, Vögel, Katzen oder Amphibien. Laut Schätzungen könnten tatsächlich bis zu 100.000 Tiere pro Jahr im Straßenverkehr verunglücken. Sie sind die unsichtbaren Opfer, die selten gezählt, aber täglich getroffen werden.
Tierschutz Austria fordert daher verstärkte Aufklärung in Fahrschulen, den Einsatz moderner Wildwarnsysteme und Temporeduktionen in bekannten Wechselzonen. „Wildtiere haben keine Uhr – aber wir können vorausschauend handeln“, sagt Aschauer. „Wer langsamer fährt und aufmerksam bleibt, hilft mit, tausende Tierleben zu retten.“
Tierschutz Austria, der Wiener Tierschutzverein, wurde 1846 gegründet und ist damit Österreichs ältester Tierschutzverein. Unter dem Namen Tierschutz Austria setzt sich der Verein landesweit für das Wohl und den Schutz von Tieren ein. Im Tierschutzhaus Vösendorf wurden im Jahr 2024 über 10.000 Tiere betreut. Darüber hinaus kämpft der Verein für eine Gesellschaft, die das Lebensrecht aller Tiere respektiert und ihre Lebensräume schützt. Weitere Informationen finden Sie unter www.tierschutz-austria.at