Mit 94 Jahren

Auschwitz-Überlebender in Belgien am Coronavirus gestorben

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Henri Kichkas Sohn trauert auf Facebook: "Was der ganzen Nazi-Armee nicht gelungen ist, hat das mikroskopisch kleine Coronavirus geschafft."

Einer der letzten Auschwitz-Überlebenden ist in einem Pflegeheim in Brüssel am Coronavirus gestorben. "Was der ganzen Nazi-Armee nicht gelungen ist, hat das mikroskopisch kleine Coronavirus geschafft. Mein Vater hat den Todesmarsch überlebt, aber heute endete sein Marsch durchs Leben", schrieb Henri Kichkas Sohn Michel am Samstag auf Facebook. Kichka wurde 94 Jahre alt.

"Auschwitz kann man nicht überleben. Dieser Ort ist der Tod selbst", sagte Kichka noch im Jänner in einem Interview mit dem britischen Rundfunksender BBC anlässlich des 75. Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers.



Henri Kichka wurde im Jahr 1926 in Brüssel geboren, als Kind polnischer Juden, die ihr Heimatland lange vor dem Naziterror wegen des dort grassierenden Antisemitismus verlassen hatten. Nach der Besetzung Belgiens durch Hitler-Deutschland wurde die Familie Kichka im Jahr 1942 deportiert. Henri und sein Vater waren als Zwangsarbeiter tätig, während die Frauen der Familie gleich nach der Ankunft in Auschwitz umgebracht wurden.

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurde Henri in einem der berüchtigten Todesmärsche in ein deutsches Lager gebracht. Nach dem Krieg schwieg Kichka jahrelang über seine Erfahrungen, doch begann er später mit Auftritten in Schulen, auf dass die Gräuel des Holocaust nicht vergessen werden. 60 Jahre nach dem Kriegsende schrieb er seine Erinnerungen auch in Buchform nieder

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