Unerkannt kam Täter bis nach Italien

Berlin-Killer: Protokoll der irren Flucht

Teilen

Eine Reihe von Pannen begleitete die Fahndung nach dem Berlin-Killer – die Liste wird länger.

Es ist völlig unvorstellbar: Wie konnte der meistgesuchte Terrorist Europas unerkannt quer durch den Kontinent reisen? Anis Amri (24), der ISIS-Killer, der in Berlin am Montag vor einer Woche 12 Menschen mit einem Lkw tötete, saß wahrscheinlich die meiste Zeit in ­einem Zugabteil – unerkannt von Elitepolizisten und Bevölkerung. Immer mehr Details der aufsehenerregenden Flucht werden jetzt bekannt.

  • Montagnacht versteckte sich der Terrorist noch in Berlin.

  • Die europaweite Fahndung startete erst am Mittwoch.

  • Wie genau Amri wirklich aus Berlin abreiste, wird noch untersucht. Klar ist: Ob per Auto oder Zug, wahrscheinlich konnte er Dienstag unkontrolliert nach Frankreich reisen.

  • Am Donnerstag kaufte er in Lyon ein Ticket für die Fahrt nach Italien.

  • Hier wurde nicht kontrolliert: Präsident François Hollande besuchte gerade die Stadt Lyon, um ein Krankenhaus einzuweihen. Alle Securitymaßnahmen konzentrierten sich auf den Politiker.

  • In Chambéry stieg der Tunesier in den Hochgeschwindigkeitszug TGV um. Amri zahlte einen zweiten Fahrschein in Cash, wahrscheinlich um seine Spur zu verwischen.

  • Um 20.30 Uhr kommt Amri in Turin an. Nach drei Stunden Aufenthalt fährt er weiter Richtung Mailand.

  • Ankunft um 1.00 Uhr. Zwei Stunden später stoppen ihn zwei Polizisten und wollen seinen Ausweis sehen. Amri zieht seine Pistole und wird von Luca Scatà, einem 29-jährigen Polizisten, erschossen.

Abschiebung

Der Streit zwischen Tunesien und Deutschland wegen der nicht erfolgten Abschiebung Amris eskaliert. Deutschland meinte bisher, das nordafrikanische Land wollte ihn nicht zurückhaben. Jetzt sagen Diplomaten aus Tunis: Zwei Tage vor dem Anschlag haben sie die Abschiebung akzeptiert. Wäre der Terror zu verhindern gewesen?

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.