Italien

Berlusconi empfing libyschen Rebellen-Chef

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Italien erkennt den Übergangsrat der Aufständischen als offiziellen Gesprächspartner an.

Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi hat mit dem Chef des libyschen Übergangsrates, Mustafa Abdul Jalil, Lösungen der Krise in dem nordafrikanischen Land beraten. Berlusconi kam am Dienstag in Rom zu einem einstündigen Gespräch mit Jalil zusammen, der auch von Staatspräsident Giorgio Napolitano und von Außenminister Franco Frattini empfangen worden war. Berlusconis Amt teilte mit, das Gespräch sei auch mit Blick auf das im Mai in Rom vorgesehene Treffen der Libyen-Kontaktgruppe geführt worden.

Übergangsrat wird anerkannt
Italien hatte Anfang April - wie auch Frankreich und Katar - mitgeteilt, den Übergangsrat der Rebellen als den einzigen Gesprächspartner formal anzuerkennen. Am Mittwoch wollte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy Jalil in seinem Amtssitz empfangen.

Ein Vertreter der libyschen Aufständischen in der seit Wochen belagerten Küstenstadt Misrata (Misurata) hat den Einsatz von ausländischen Bodentruppen gefordert. Der Rebellensprecher Nuri Abdullah Abdullati sagte am Dienstag vor Journalisten, britische und französische Soldaten sollten auf der Basis der "humanitären" Prinzipien nach Misrata entsandt werden. "Wenn sie nicht kommen, werden wir sterben", sagte Abdullati.

Da die Rebellen keinen direkten Kontakt zu den Koalitionstruppen haben, sei die Bitte vergangene Woche in Form eines Briefes an den Nationalrat der Aufständischen in Benghazi übermittelt worden. Bisher sei jedoch noch keine Antwort eingetroffen. Es ist das erste Mal, dass Rebellen offiziell um Bodentruppen bitten. Der frühere Richter Abdullati gehört zu dem 17-köpfigen Justizkomitee, das der Stadtverwaltung der Rebellen in Misrata vorsteht.

Weiter Dauerbeschuss auf Misrata
Misrata wird seit sechs Wochen von den Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi belagert. In der 400.000-Einwohner-Stadt, in der Essen, Wasser, Treibstoff, Medikamente und Strom knapp sind, werden täglich etwa zehn Menschen getötet. Auch am Dienstag war im Südosten der Stadt schweres Geschützfeuer zu hören. Die Regierungstruppen setzen Grad-Raketen und Streubomben ein. Hilfsorganisationen befürchten eine Massenflucht aus der Stadt.

Libyer lehnen NATO-Aktionen ab
Zwei Drittel der Libyer im Rebellengebiet sind unterdessen laut einer Umfrage nicht zufrieden mit den Militäraktionen der NATO zum Schutz der Zivilbevölkerung. Bei einer Befragung in den von Aufständischen kontrollierten Städten im Osten des Landes erklärten 65 Prozent, die Aktionen der NATO zur Umsetzung der UNO-Resolution 1973 seien nicht ausreichend. 28 Prozent der Befragten äußerten sich zufrieden.

Die Umfrage der libyschen Garjunis-Universität, an der sich in den vergangenen Tagen nach Angaben der Forscher 1.758 Libyer beteiligten, wurde am Dienstag in der Rebellenhochburg Benghazi vorgestellt. Der Dozent Fathi Ali sagte: "Dies ist die erste echte Meinungsumfrage in Libyen seit Jahrzehnten."

Die Namen der Befragten wurden nach Angaben der Forscher nicht erhoben. Allerdings räumten die Forscher ein, dass sich einige möglicherweise genötigt gesehen hätten, Antworten zu geben, die auf der Linie der Führung der Aufständischen liegen.

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