Im Gegenzug wurden auch Boko-Haram-Mitglieder freigelassen.
In Nigeria sind durch eine Vereinbarung mit der Islamisten-Miliz Boko Haram 82 der von ihnen vor drei Jahren entführten Schülerinnen freigekommen. Im Gegenzug seien mehrere mutmaßliche Mitglieder der Gruppe aus der Haft entlassen worden, teilte das Präsidialamt in der Nacht zum Sonntag auf Twitter mit.
Die nigerianische Regierung bedankte sich bei der Schweiz und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz für die Hilfe bei "langwierigen Verhandlungen". Aus Militärkreisen war zuvor verlautet, die freigelassenen Mädchen würden gegenwärtig in einer Region an der Grenze zu Kamerun von Ärzten untersucht.
Monatelange Verhandlungen
Die freigelassenen Schülerinnen sollen noch am Sonntag nach Abuja gebracht werden, wo sie von Präsident Muhammadu Buhari empfangen werden sollen. Der nigerianische Senator Shehu Sani berichtete, den meisten der Mädchen gehe es gut. Bei den drei- bis viermonatigen Verhandlungen sei es zunächst um die Freilassung von 50 Mädchen gegangen, später sei die Zahl erhöht worden.
Enoch Mark, dessen zwei Töchter unter den entführten Schülerinnen waren, zeigte sich nach der Nachricht von der Freilassung der 82 Mädchen zuversichtlich: "Das sind gute Nachrichten. Wir haben auf diesen Tag gewartet. Wir hoffen, dass die übrigen Mädchen auch bald freikommen."
Die Islamisten hatten am 14. April 2014 rund 220 überwiegend christliche Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren aus einem Internat in der Stadt Chibok verschleppt. Die Entführung hatte international Schlagzeilen gemacht. Die Schülerinnen wurden zu einem Symbol für den Konflikt mit den Islamisten von Boko Haram. Zahlreiche Prominente setzten sich unter dem Slogan BringBackOurGirls für ihre Freilassung ein, darunter die damalige US-First Lady Michelle Obama und Hollywoodstars.
Im August 2016 war ein Video aufgetaucht, in dem Bedingungen für deren Freilassung gestellt wurden. Die Entführten sollen von Boko Haram zum Übertritt zum Islam genötigt und teils als Sexsklavinnen gehalten worden sein. Experten halten es auch für möglich, dass einige von ihnen zu Selbstmordanschlägen gezwungen wurden. Zwischendurch konnten einige der verschleppten Mädchen vom Militär befreit oder durch Verhandlungen in Sicherheit gebracht werden.
Millionen auf der Flucht
Nigerianische Truppen haben mit Hilfe von Nachbarstaaten große Teile der einst von Boko Haram kontrollierten Gebiete zurückerobert. Die sunnitische Fundamentalisten-Miliz kämpft seit mehr als sieben Jahren für einen islamistischen Staat im Norden des Landes. Sie hat rund 20.000 Menschen getötet. Mehr als zwei Millionen Menschen flüchteten vor den Kämpfen.
Die Gruppe setzt Entführung als Kriegstaktik ein und verschleppte tausende Frauen und Mädchen. Zahlreiche Buben und junge Männer wurden durch die Gruppe zwangsrekrutiert.
Bei einem Angriff auf die Stadt Damasak an der Grenze zum Niger verschleppten die Islamisten im November 2014 rund 500 Einwohner, darunter 300 Kinder. Die meisten von ihnen sind bis heute verschwunden.