Ergebnisse von 50,9 Prozent der Wahlmaschinen

Brasilien-Wahl: Bolsonaro in ersten Ergebnissen vorläufig voran

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Laut Ergebnissen von 50,9 Prozent der Wahlautomaten kam Bolsonaro vorerst auf 50,3 Prozent der Stimmen, Lula auf 49,7 Prozent.

Brasilia. Bei der Präsidenten-Stichwahl in Brasilien liegt der rechtsextreme Amtsinhaber Jair Bolsonaro nach ersten Zwischenergebnissen knapp vor seinem linksgerichteten Herausforderer Luiz Ignacio Lula da Silva. Laut Ergebnissen von 50,9 Prozent der Wahlautomaten kam Bolsonaro vorerst auf 50,3 Prozent der Stimmen, Lula auf 49,7 Prozent. Dieser erste Trend war erwartet worden, da Bolsonaro in jenen Regionen viele Unterstützer hat, in denen auch die Auszählung rascher vonstatten geht.

Es wurde an sich weiterhin ein enges Rennen erwartet. Die Wahllokale schlossen um 21.00 Uhr MEZ (17.00 Uhr Ortszeit). Mit einem Ergebnis wurde im Lauf der Nacht (MEZ) gerechnet.

Straßenkontrollen der Polizei

Am Wahltag hatten Straßenkontrollen der Polizei bei Kritikern Befürchtungen ausgelöst, damit sollten offenbar Anhänger Lulas an der Abgabe ihrer Stimme gehindert werden. Rund 120 Millionen Bürger waren aufgerufen, ihre Stimme mit elektronische Wahlmaschinen abzugeben. Ähnlich wie Ex-Präsident Donald Trump in den USA hat auch Bolsonaro unbelegte Zweifel an der Zuverlässigkeit der Wahlmaschinen geäußert und damit Ängste geschürt, er könnte das Ergebnis nicht anerkennen. Der Abstimmung war ein polarisierender Wahlkampf vorausgegangen.

Beide Kandidaten stellten sich einer Stichwahl, da beim ersten Wahlgang Anfang Oktober kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte.

"Die Erwartung ist ein Sieg, zum Wohle Brasiliens"

"Die Erwartung ist ein Sieg, zum Wohle Brasiliens", sagte Bolsonaro, nachdem er in Rio de Janeiro seine Stimme abgegeben hatte. Der Ex-Militär trug ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift "Brasil" und zeigte das Victory-Zeichen. "So Gott will, werden wir heute siegreich sein. Oder besser gesagt: Brasilien wird heute siegreich sein." Lula küsste bei der Stimmabgabe seinen Wahlzettel. Er sagte: "Bei dieser Wahl geht es um die Entscheidung zwischen Demokratie und Barbarei, Demokratie oder Faschismus."

Neben dem Präsidenten wurden am Sonntag auch Gouverneure in einem Dutzend Bundesstaaten gewählt - etwa im bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Bundesstaat São Paulo. In der ersten Runde hatten Gefolgsleute Bolsonaros bereits eine Reihe wichtiger Gouverneursposten erobert. Seine Liberale Partei (PL) stellt künftig auch die stärkste Fraktion im Kongress, vor Lulas Arbeiterpartei (PT).

Wahl hat auch für den Rest der Welt Bedeutung

Die Präsidentenwahl in Brasilien hat auch für den Rest der Welt Bedeutung. Als riesiger Kohlenstoffspeicher spielt das Amazonasgebiet im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel eine wichtige Rolle. Angesichts der angespannten Lage auf dem Energie-und Lebensmittelmarkt wegen des Ukraine-Kriegs ist das Land mit seinen enormen natürlichen Ressourcen ein wichtiger Handelspartner.

Befürchtet wird, dass es je nach Wahlausgang zu Gewalt kommen könnte. Bolsonaro hatte mehrfach Zweifel am Wahlsystem gestreut und angedeutet, das Ergebnis möglicherweise nicht anzuerkennen. Seit der Lockerung der Waffengesetze in seiner Amtszeit haben viele seiner Unterstützer ordentlich aufgerüstet. Einige Anhänger des Amtsinhabers forderten auch unverhohlen einen Militärputsch.

PL-Abgeordnete Carla Zambelli sorgte für Aufsehen

Für Aufsehen sorgte am Samstag die PL-Abgeordnete Carla Zambelli, die in São Paulo nach einem Streit einen Mann mit vorgehaltener Waffe verfolgte. Um Gewalttaten zu verhindern, untersagte das Oberste Wahlgericht Zivilisten in den Tagen rund um die Stichwahl das Tragen von Waffen. Brasilianische Medien zitierten Zambelli am Sonntag nach dem Verlassen einer Polizeistation mit den Worten: "Ich werde bewaffnet wählen, auch mit einer kugelsicheren Weste. Ich werde bewaffnet und vorbereitet sein."

Das Land ist politisch zerstritten, was sich bei der Befragung von Wählern auch am Sonntag zeigte. "Ich hoffe, dass Lula gewinnt, ich ertrage Bolsonaro nicht mehr", sagte Christiane Machado, nachdem sie im Viertel Copacabana in Rio de Janeiro ihre Stimme abgegeben hatte. "Das Erbe der PT ist zweischneidig. Es gab soziale Fortschritte, aber auch Korruptionsskandale. Man kann jedoch nicht fast 700.000 Corona-Tote ignorieren - darunter meine Eltern. Wenn Bolsonaro rechtzeitig Impfstoffe gekauft hätte, könnten sie noch am Leben sein."

Dagegen stimmte Renata Proença für den amtierenden Präsidenten, um eine Rückkehr Lulas an die Macht zu verhindern. "Ich habe nie in meinem Leben der Linken, der Arbeiterpartei PT oder Lula meine Stimme gegeben", sagte sie. "An Bolsonaro gefällt mir, dass ich weiß, was von ihm zu erwarten ist - auch, wenn seine Äußerungen unerträglich sind."

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