Fünfjähriger gefunden

Brenner-Flüchtlingsbub: Familie gefunden

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Angehörige befinden sich in bayerischer Flüchtlingseinrichtung.

Die Familie eines fünfjährigen Flüchtlingsbuben, der Mitte November zusammengekauert unter dem Flachwagen eines Güterzugs am Grenzbahnhof Brenner gefunden wurde, befindet sich in einer Flüchtlingseinrichtung im bayerischen Deggendorf. Die Eltern stammen aus Sierra Leone, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Samstag.

Das Paar, das außer dem Anthony genannten Flüchtlingsbuben auch eine vierjährige Tochter hat, kommt aus Freetown, wo es Obst verkaufte, berichtete das Blatt. Am 15. Juli war die vierköpfige Familie nach einer Seefahrt über das Mittelmeer in Kalabrien gelandet. Nach zwei Monaten in einem Flüchtlingslager nahe der süditalienischen Stadt Caserta sei die Familie am 13. November in Richtung Mailand abgefahren, um von hier aus über den Brenner und Innsbruck per Zug Deutschland zu erreichen.

Unglaubwürdiger Bericht

Begleitet wurde die Familie eigenen Angaben zufolge von einem Bruder des Mannes. Auf dem Bahnhof von Verona sei der Onkel mit dem Kind verschwunden, berichteten die Eltern. Sie hätten zwar die Polizei in Verona um Hilfe gebeten, diese sprach jedoch kein Englisch. "Ich dachte, dass Anthony und mein Bruder in einen Zug nach Deutschland eingestiegen sind, weil wir dorthin wollten. Wir haben den nächsten genommen. Doch bei der Ankunft in Augsburg waren die beiden nicht dort", berichtete der 30-jährige Vater James.

Die Ermittler halten seinen Bericht für unglaubwürdig. Das Kind habe nie von einem Onkel gesprochen.

Umstände unklar

Die Familie hofft, Anthony wieder bald sehen zu können. Dies könnte jedoch schwierig sein. Die Bozner Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall. Sollten die Eltern nicht beweisen können, für das Kind aufzukommen, wird Anthony zur Adoption freigegeben.

Das Kind hatte die Eltern auf Bildern erkannt, die einige Hilfsorganisationen für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt hatten. Noch unklar ist, warum sich das Kind, das angegeben hatte, Anthony zu heißen, allein auf dem in Richtung Österreich reisenden Zug befand. Das völlig unterkühlt aufgefundene Kind hatte berichtet, die Eltern und eine Schwester verloren zu haben. Anthony wurde an einem "sicheren Ort" untergebracht, wie Jugendgerichts-Staatsanwältin Antonella Fava versicherte.

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