Polizisten in Gefahr

Brisante Sicherheitslage in Nordirland nach Datenleck

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Megapanne: Die nordirische Polizei hatte aus Versehen die Nachnamen, Dienstgrade und Einsatzorte all ihrer fast 10.000 Mitarbeiter veröffentlicht. Der Polizeichef ist zurückgetreten. Ein Experte befürchtet Attentate als "sehr wahrscheinlich".

Die Sicherheitslage in Nordirland hat sich nach Ansicht eines Experten nach einer massiven Datenpanne bei der Polizei verschlechtert. Es sei für militante Anhänger einer Wiedervereinigung mit Irland nun einfacher, Beamte und Beschäftigte des Police Service of Northern Ireland (PSNI) zu identifizieren und anzugreifen, sagte Richard English von der Queen's University in Belfast.

"Das Sammeln von Informationen ist wesentlicher Bestandteil der Terrorplanung, und diese Aufgabe wurde erleichtert", sagte der Autor eines Buchs über die Terrororganisation IRA. Die Moral innerhalb der Polizei sei untergraben und das Vertrauen in die Behörde erheblich geschwächt.

Persönliche Daten von 10.000 Beamten

Vor wenigen Wochen hatte die PSNI bekanntgegeben, dass sie aus Versehen persönliche Daten all ihrer 10.000 Beamten und Beschäftigten herausgegeben hatte. Dazu gehörten Angaben zu Nachname, Dienstort und Aufgabengebiet. Auch Dutzende Geheimdienstmitarbeiter standen auf der Liste, die Erkenntnissen zufolge in die Hände einer radikalen katholisch-republikanischen Gruppe geriet.

"Gefährliche, radikale Gruppe" von republikanischen Iren

English wies darauf hin, dass der Geheimdienst die Terrorgefahr als "ernst" einschätze. Demnach ist ein Attentat "sehr wahrscheinlich". Mögliche Angriffe seien aber nicht mit der Terrorkampagne der 1970er und 1980er Jahre vergleichbar, bei der die IRA auch in England mehrere Anschläge verübt hatte, sagte der Politikprofessor.

25 Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges habe die Unterstützung für militante Gruppen auf beiden Seiten - bei den Katholiken wie auch bei den protestantischen Anhängern der Union mit Großbritannien - deutlich abgenommen, sagte English. "Bei republikanischen Terrororganisationen sind nur wenige Personen aktiv beteiligt, und die Unterstützung aus der Gemeinschaft ist gering", sagte er. "Aber sie sind gelegentlich zu tödlicher Gewalt fähig, und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass sie ganz verschwinden werden."

Auf der loyalistischen Seite seien die Terrorgruppen größer. Ihr Ziel sei aber vornehmlich, ihre eigene Gemeinschaft einzuschüchtern. "Paramilitärische Gruppen bestehen weiter, sie sind auf der loyalistischen Seite stärker als auf der republikanischen Seite, aber keine von beiden bestimmt die politische Agenda in der Art und Weise, wie es in den 1970er und 1980er Jahren üblich war", so der Experte.
 

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