Libyen

Chaos im Kampf um Brega

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Ein NATO-Angriff forderte 13 Tote unter den Rebellen.

Der Kampf um die libysche Ölstadt Brega nimmt zunehmend chaotische Züge an.

NATO erwischte irrtümlich Rebellen
Mitten in einer verwirrenden Lage am Boden flog die NATO-geführte internationale Allianz einen Luftangriff auf Ziele am Rande der Stadt und tötete dabei nach Angaben der Aufständischen 13 Rebellen. Die Aufständischen nannten den Vorfall bedauerlich, sprachen sich aber für die Fortsetzung der Angriffe aus. Sieben Menschen seien verletzt worden.

Gaddafi greift weiter an
Die Truppen des Regimes von Muammar Gaddafi setzten ihre Angriffe auf Brega am Wochenende fort. Sie beschossen die Küstenstadt in der Nacht auf Samstag mit Raketen. Kämpfe am westlichen Stadtrand hielten auch noch am frühen Morgen an. Hunderte Freiwillige aufseiten der Rebellen flüchteten vor dem Beschuss in Richtung Ajdabiyah. Am späten Nachmittag sammelten sich die Kämpfer aber wieder am östlichen Stadtrand und warteten dort auf die Lieferung schwerer Waffen, mit denen sie einen neuen Vorstoß unternehmen wollten. Am Himmel waren gelegentlich Flugzeuge zu hören. Bei dem NATO-Angriff am Freitagabend wurden nach Angaben der Aufständischen mindestens vier Fahrzeuge von den Raketen getroffen, darunter auch ein Rettungswagen. Sie standen ausgebrannt am Rande einer Straße an der östlichen Zufahrt zu der Stadt.

Aufständische befürchten Unterwanderung
Einige Aufständische machten Handlanger Gaddafis dafür verantwortlich, dass die Rebellen-Gruppe das Feuer der Allianz auf sich zog. "Einige von den Leuten Gaddafis haben sich unter die Aufständischen geschmuggelt und mit Luftabwehr-Waffen in die Luft geschossen", sagte Mustafa Ali Omar. "Dann kamen die NATO-Kräfte und haben sie angegriffen." Andere sagten, Kämpfer aus den eigenen Reihen hätten aus Versehen in die Luft geschossen und damit den Angriff provoziert. "Wir haben selbst den Fehler gemacht", sagte einer der Rebellen. Eine NATO-Sprecherin in Brüssel erklärte, die Militärallianz werde die Angaben überprüfen.

Trotz des Vorfalls appellierten die Rebellen an die internationalen Kräfte, mit den Angriffen nicht nachzulassen. "Man darf den großen Zusammenhang nicht aus den Augen verlieren", sagte ein Sprecher im Rebellen-Hauptquartier in der östlichen Stadt Benghazi. "Fehler passieren, aber worauf es ankommt, ist, dass wir Gaddafi loswerden."

Kampf um Brega wogt hin und her
Seit Beginn der alliierten Luftangriffe vor zwei Wochen haben die gut ausgerüsteten und ausgebildeten Regierungstruppen wiederholt Vorstöße der Rebellen entlang der Küstenstraße von Benghazi in den Westen des Landes zurückgeschlagen. Brega wechselte mehrfach die Kontrolle. Die Aufständischen haben zuletzt bei Bewaffnung und Organisation aufgeholt, sind jedoch insgesamt unterlegen. Dies schürte Spekulationen über eine stärkere Unterstützung der Gaddafi-Gegner aus dem Ausland. Nach den Kämpfen der vergangenen Tage sah es so aus, als ob das Land auf ein militärisches Patt zwischen den Truppen Gaddafis und den Rebellen zusteuert. Einen Vorschlag der Rebellen zur Waffenruhe wies das Regime in Tripolis zurück. Die Forderung, die Soldaten sollten sich aus den Städten zurückziehen, sei "verrückt", sagte Regierungssprecher Mussa Ibrahim am Freitag. Die Truppen würden das nicht tun. Als Bedingung für einen Waffenstillstand verlangten die Aufständischen, dass Gaddafi zuerst das Land verlässt.

 

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