Wiesenhof-Schlachtbetrieb

Corona-Ausbruch in nächstem Schlachthof

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Bisher 23 positive Testergebnisse.

Berlin. Nach dem Ausbruch der Coronavirus-Infektionen unter Beschäftigten eines Schlachthofes vom Fleischverarbeiter Tönnies in Nordrhein-Westfalen ist nun auch ein Betrieb der für die Marke Wiesenhof bekannten PHW-Gruppe betroffen. Beim Test von 50 Personen aus dem Betrieb im niedersächsischen Wildeshausen habe es bei 23 ein positives Ergebnis gegeben, teilte der Landkreis Oldenburg am Dienstag mit.
 
Das Unternehmen Geestland Putenspezialitäten (GPS), das den Schlachthof führt, kündigte an, dass nun alle 1.100 Mitarbeiter auf Covid-19 getestet werden sollen. Die Ergebnisse sollten bis Freitag vorliegen. GPS gehört mehrheitlich der PHW-Gruppe.

Lockdown rund um Tönnies-Fleischfabrik in Deutschland 

Gütersloh. Der massive Corona-Ausbruch beim deutschen Fleischverarbeiter Tönnies trifft die Menschen in den westfälischen Kreisen Gütersloh und Warendorf hart. Kurz vor Beginn der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen (NRW) schränken die Behörden den Alltag von mehr als 640.000 Einwohnern in der Region um die größte deutsche Fleischfabrik erheblich ein.
 
Viele der im übrigen Bundesgebiet inzwischen weitgehend aufgehobenen Pandemie-Schutzmaßnahmen treten in den beiden Landeskreisen zumindest bis zum 30. Juni wieder in Kraft, wie die Landesregierung am Dienstag mitteilte. Der Lockdown beginnt in der Nacht auf Mittwoch um Mitternacht. Es handle sich um das bisher "größte Infektionsgeschehen" in NRW und auch deutschlandweit, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Der Lockdown sei nötig, um durch Tests feststellen zu können, "ob auch über die Mitarbeiter von Tönnies hinaus in der Bevölkerung das Virus bereits verbreitet ist".
 
Im öffentlichen Raum dürfen sich die Menschen nur noch mit Personen des eigenen Hausstands bewegen. Treffen dürfen sich auch zwei Personen, die weder der Familie angehören noch zusammen leben. Außerdem verbieten die Behörden zahlreiche Kulturveranstaltungen. Fitnessstudios werden ebenso geschlossen wie Kinos und Bars. Schulen und Kindertagesstätten sind im Kreis Gütersloh bereits seit dem 17. Juni zu. Im Kreis Warendorf geschieht das am Donnerstag, zwei Tage vor Ferienbeginn.

Lockdown bedeute kein Ausreiseverbot

Der Lockdown bedeute kein Ausreiseverbot, betonte Laschet mit Blick auf geplante Urlaubsreisen. Zugleich appellierte er aber an die Bewohner, "jetzt nicht aus dem Kreis heraus in andere Kreise zu fahren". In Gütersloh standen am Dienstag zahlreiche Menschen an einem neu eingerichteten Test-Zentrum an - auch um sich für Kontrollen in den Urlaubsregionen zu wappnen.
 
Wie viele Beschäftigte des Tönnies-Betriebs in Rheda-Wiedenbrück sich infiziert haben, ist unklar. Der Kreis will bei seinen Angaben vorerst nicht mehr nach Tönnies-Mitarbeitern und Personen ohne Bezug zu dem Schlachtbetrieb unterscheiden. Es sei zu Doppelzählungen in den Wohnungen und auf dem Werksgelände gekommen. Insgesamt gebe es im Kreis 1.952 positive Befunde.
 
Der deutsche Virologe Christian Drosten befürchtet nach Corona-Ausbrüchen unter anderem in Nordrhein-Westfalen eine unbemerkte Ausbreitung des Coronavirus in die Bevölkerung. Generell gebe es aktuell in mehreren Orten, darunter auch in Berlin, eindeutige Anzeichen, dass SARS-CoV-2 wieder komme. Schon jetzt ist aus Sicht des Virologen große Vorsicht geboten, dass sich keine zweite Welle entwickelt.
 
Ein Ausbruch in einem Ausmaß wie bei Tönnies ist laut Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) in Österreich nicht möglich, "die Bedingungen sind mit jenen in Deutschland nicht vergleichbar". Dennoch will Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) Anfang Juli auch in heimischen Schlachthöfen vermehrt testen. Von Fleischprodukten selbst gehe generell keine Corona-Gefahr aus.
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