Irre Visionen zeigen, was die Nazis bei einem Sieg geplant hatten.
Am 22. Juni 1941 starteten Hitlers Armeen eine Großoffensive gen Osten. Es sollte der bisher größte Angriff der Geschichte werden. Über drei Millionen deutsche und über 600.000 verbündete Soldaten waren an dem Einsatz beteiligt. Der Plan schien aufzugehen. Die Erfolge in den ersten Wochen überragend. 7 Monate später standen die Nazis bereits vor Leningrad und Moskau.
Doch diese Großoffensive war nicht nur ein normaler Angriff. Dahinter standen dunkle Visionen der Nazi-Spitze. Sie planten ein „Großgermanisches Reich“, das sich beinahe über den gesamten Osten Europas erstrecken sollte. Es sollte vier Provinzen beinhalten, sogenannte Reichkommissariate. „Ostland“, „Ukraine“, „Moskowien“ und „Kaukasien“ sollten diese heißen.
Der Plan war, dass deutsche Siedler nach und nach in die Länder vordringen, sie besetzen und sie in Form von „Wehrdörfern“ absichern. Die slawische Bevölkerung passte Hitler genau so wenig ins Bild, wie die Juden. „Der einheimischen slawischen Bevölkerung war dabei ein wahnwitzig schreckliches Schicksal zugedacht“, sagt der Historiker Johannes Hürter vom Institut für Zeitgeschichte in München gegenüber FOCUS Online.
Bevölkerung erwartete hartes Schicksal
Die Bewohner sollten von den Truppen der Nationalsozialisten und den Siedlern „germanisiert“, versklavt, nach Sibirien deportiert oder gar gleich getötet werden. Wobei sich die Überlebenden wahrscheinlich den Tod herbeigesehnt hätten. Die Nazis erklärten sich zu „Herrenmenschen“. Die slawische Bevölkerung sollte ihnen dienen, sie sollten dahinvegetieren und keinen Zugang zu Bildung haben. Reichsführer SS Heinrich Himmler hatte bereits 1940 erklärt, dass es genüge, wenn sie ihren Namen schreiben und ein wenig rechnen konnten. Das einzige, das sie lernen mussten, war, „dass es göttliches Gebot ist, den Deutschen gehorsam zu sein und ehrlich, fleißig und brav zu sein“. Laut einem „Generalplan Ost“ der SS sollten zwischen 30 und 50 Millionen Menschen „entfernt“ werden. Dafür sollten rund 10 Millionen Deutsche dort angesiedelt werden.
Auch in der Wirtschaft war man gespannt auf die Pläne der Nazi-Riege. Die Großkonzerne erhofften sich Profit zu schlagen, aus den Vorkommen von Öl, Getreide oder Arbeitskräften aus dem Osten. „So krude und utopisch Entwürfe wie der ‚Generalplan Ost‘ anmuten, es handelte sich bei ihnen keineswegs um ferne Zukunftsutopien“, sagt Hürter. „Sie waren sehr konkret und real. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wären sie schrittweise sehr rasch verwirklicht worden.“
Teile wurden bereits zur Realität
Dass bereits kleine Punkte des teuflischen Plans in die Tat umgesetzt wurden, kann man anhand der Geschichte belegen. Als die Hitler-Armeen den Westen Polens einfielen, wurde es sozusagen zum Versuchskaninchen für die Realisierung des „Generalplans Ost“. Sie besetzten Gebiete, sie verschleppten und versklavten die Einheimischen. Zahlreiche Juden und Polen wurden deportiert und ins „Generalgouvernement“ gesteckt. Dort sollte nur die Vernichtung auf sie warten. Nazideutschland wollte dort mit der „Operation Barbarossa“ die Menschen vertreiben und Deutsche ansiedeln. Allein dieser Operation fielen 17 Millionen sowjetische Zivilisten zum Opfer. Die gefährlichste Waffe der Deutschen war der Hunger.
Aber die irren Visionen Hitlers konnten nicht umgesetzt werden. Die Nazis schienen sich ihrem Sieg zu sicher. Bezeichnend für das Ende von Nazideutschland war unter anderem der verlorene „Blitzkrieg“ nach der Schlacht um Moskau. Der Untergang von Hitler und seinen wahnwitzigen Ideen war nicht mehr abzuwenden.