Ein Terror-Experte analysiert das Manifest des Killers von Christchurch.
Bei einem mutmaßlichen Terrorangriff auf zwei Moscheen in Neuseeland sind am Freitag mindestens 49 Menschen getötet worden. Mehrere Dutzend muslimische Gläubige mussten in der Stadt Christchurch mit teils schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Als mutmaßlicher Haupttäter wurde ein 28-jähriger Australier festgenommen. Er soll am Samstag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Zudem gab es zwei weitere Festnahmen. Der genaue Ablauf der Tat war auch nach vielen Stunden noch nicht geklärt. Die Bluttat löste weltweit Entsetzen aus.
Der australische Premierminister Scott Morrison bestätigte, dass einer der Verdächtigen Australier ist. Er sprach von einem "rechtsextremistischen gewalttätigen Terroristen". Im Internet kursiert neben einem Video des Anschlags, das der Attentäter live auf Facebook streamte, auch ein 74-seitiges "Manifest", das von dem mutmaßlichen Täter stammen soll. Die Polizei äußerte sich zunächst nicht dazu, ob sie es für echt hält.
Er behauptet Kontakt zu Breivik gehabt zu haben
Der Terror-Experte Peter R. Neumann, der unter anderem auch im Rahmen des OSZE-Vorsitz mit Bundeskanzler, damals noch Außenminister, Sebastian Kurz (ÖVP) zusammenarbeitete, analysiert in der deutschen "Bild" das Terror-Manifest. In der Hassschrift interviewt er sich teilweise selbst. Er beschreibt sich als rassistisch, islamophob und ausländerfeindlich. "Er sagt damit, dass seine Motivation rechtsextrem ist, er sieht muslimische Einwanderer als Invasoren, die die westliche Gesellschaft von Innen heraus versuchen zu zerstören", so Neumann.
Zudem behauptet der Killer Kontakt zum Utoya-Attentäter Anders Breivik gehabt zu haben. Dies bezweifelt der Experte aber stark. "Ich vermute, er will sich dadurch selbst erhöhen, hat ihm vielleicht einen Brief geschrieben, aber es gab vermutlich keine aktive Kommunikation. Er will betonen, dass er in der Tradition von Breivik steht", sagt Neumann. Der Australier erwähnt auch die "Tempelritter". "Die Organisation existiert natürlich nicht, aber diese Idee von westlichen Kreuzzügen gegen den Islam hat sich bei den Rechten verfangen. Es ist ein Gefühl der Tradition, das verbindet", erklärt er der "Bild".
Rechtsextreme Verschwörungstheorie
Der Titel des Manifests. "The Great Replacement", (übersetzt: Der große Austausch), beziehe sich auf eine alteingesessene Verschwörungstheorie der rechtsextremen Szene."Darin wird behauptet, dass die europäische indigene Bevölkerung aufgrund von Masseneinwanderung durch Muslime ausgetauscht wird", erklärt Neumann. „Er sagt: Ich möchte das stoppen – indem ich so viele wie möglich töte und zum Nachahmen anregen. Und dadurch auch Muslime abschrecke, in westliche Länder zu kommen", analysiert der Experte.
Zudem deutet alles daraufhin, dass er seine rechtsextreme Ideologie nicht öffentlich zur Schau stellte. Neumann vermutet aufgrund der spezifischen Insiderwitze, die nur in speziellen Foren im Netz zu finden sind, dass er Teil einer rechtsradikalen Dubkultur im Netz war und dort radikalisiert wurde.