Kurdenmiliz: Türkische Militäroffensive verzögerte Einsatz gegen IS-Anführer.
Bagdad. Die Informationen über den Aufenthaltsort des bei einem US-Angriff getöteten Anführers der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, stammten offenbar aus dem Irak. Der irakische Geheimdienst habe das Versteck des IS-Chefs lokalisiert, teilten die irakischen Sicherheitskräfte am Sonntag in Bagdad mit. Die US-Streitkräfte hätten ihren Militäreinsatz "auf dieser Basis" ausgeführt.
US-Präsident Donald Trump gab am Sonntag den Tod al-Bagdadis im Nordwesten Syriens bekannt. Nach Angaben Trumps flüchtete der IS-Anführer während des Angriffs der US-Soldaten in einen Tunnel, zündete dort eine Sprengstoffweste und tötete damit sich selbst sowie drei seiner Kinder. Bei dem Einsatz sei auch eine "große Zahl" von IS-Kämpfern und Begleitern al-Baghdadis getötet worden, sagte Trump. Demnach bestätigten Tests inzwischen eindeutig die Identität des Toten.
Dieses Video zeigt den Angriff auf Baghdadi:
Dem US-Präsidenten zufolge waren mehrere Länder an dem Einsatz gegen Baghdadi beteiligt. Er erwähnte insbesondere den Irak, sprach aber auch von einer "gewissen Unterstützung" durch die syrischen Kurden. Einzelheiten nannte er nicht.
Ein Trümmerhaufen nach dem Angriff auf Baghdadi erinnert noch an die Mission:
New satellite image from 29.9.2019 shows lots of tents and other structures erected around the compound (which were not there in July).
If you wanted to hide a high value target, that was probably not the best way to do it ... pic.twitter.com/w5qjMCE2CT
Wie ein Geheimdienstvertreter in Bagdad berichtete, konnte der irakische Geheimdienst Baghdadis Aufenthaltsort nach einem Telefonat orten, das eine der Frauen des IS-Anführers führte, während sie sich gemeinsam mit ihm in dem Versteck aufhielt. Ein anderer irakischer Regierungsvertreter berichtete, der Geheimdienst habe Informationen von einer weiteren Frau Baghdadis sowie von der Frau eines seiner Kuriere ausgewertet.
Nach Angaben der kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) geht der Erfolg auch auf ihre "gemeinsame Geheimdienst-Arbeit" mit den USA zurück. SDF-Kommandant Mazlum Abdi wies zugleich darauf hin, dass das Dorf Barisha, in dessen Nähe sich Baghdadi versteckt hatte, nahe der Grenze zur Türkei liegt.
Nach Abdis Angaben war die Türkei aber nicht an der "Operation" gegen den IS-Anführer beteiligt. Abdis Kollege Redur Khalil sagte, in den von der Türkei kontrollierten Gebieten der Provinz Idlib hätten sich neben Baghdadi noch weitere führende IS-Vertreter aufgehalten. Die türkische Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz Anfang Oktober habe den Einsatz gegen Baghdadi "um einen Monat verzögert".