An China

Diplomatische Schlappe: Taiwan verliert nächsten Verbündeten

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Pro-taiwanesischer Regierungschef Natano dürfte bei Wahl Parlamentssitz verloren haben

Taiwan droht im Streit mit China um diplomatische Anerkennung einen weiteren Verbündeten zu verlieren. Im pazifischen Inselstaat Tuvalu zeichnete sich am Samstag ab, dass der pro-taiwanesische Regierungschef Kausea Natano nicht wieder ins Parlament des aus neun Inseln und 11.200 Einwohnern bestehenden Zwergstaates gewählt wurde.

International bedeutsam ist die Abstimmung, weil China und die mit Taiwan verbündeten USA um Einfluss in der pazifischen Region ringen. In diesem Zusammenhang steht auch die Zusage der USA, den Inselstaat per Unterseekabel erstmals an das weltweite Kommunikationsnetz anzuschließen.

Herbe Schlappe

Natano hatte vor der Wahl angekündigt, die seit 1979 bestehenden diplomatischen Beziehungen zu Taiwan aufrecht zu erhalten. Sein wohl ins Parlament gewählter Konkurrent Seve Paeniu will dagegen die Beziehungen zu Taiwan überprüfen. Im Parlament von Tuvalu, in dem in jedem der acht Inselwahlkreise zwei Abgeordnete gewählt werden, gibt es keine politischen Parteien. Die Parlamentarier wählen aus ihrer Mitte einen neuen Regierungschef. Der Termin dafür soll kommende Woche bekannt gegeben werden. Den neuen Abgeordneten stehen teilweise bis zu 27-stündige Bootsfahrten bevor, um zum Parlament zu gelangen.

Natano hatte vergangenen November ein weitreichendes Abkommen mit Australien unterzeichnet, das unter anderem eine Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen sowie Hafen- und Telekommunikationsprojekten vorsah. Der Vertrag wird als Versuch gewertet, den Einfluss Chinas als Anbieter von Infrastruktur-Maßnahmen auf den Pazifikinseln einzudämmen.

Für Taiwan kann die Wahl zur herben Schlappe werden. Im Pazifik hat die Regierung in Taipeh nur noch drei Verbündete. Anfang des Jahres wechselte die Insel Nauru, einer der kleinsten Staaten der Welt, die Seiten und nahm diplomatische Beziehungen zur Regierung in Peking auf. China sieht in Taiwan eine abtrünnige Provinz und übt Druck auf alle Staaten aus, die Kontakte zur der Inselrepublik vor dem chinesischen Festland unterhalten.

Einer größeren internationalen Gemeinschaft wurde Tuvalu 2021 bekannt, als der damalige Außenminister Simon Kofe eine Rede für den Weltklimagipfel hielt. Er stand dabei knietief im Wasser, um auf die Gefahr des durch den Klimawandel ansteigenden Meeresspiegels hinzuweisen, der Teile Tuvalus zu überspülen droht.

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