Im Libanon

Drei Tote bei Schießerei auf Begräbnis

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In palästinensischem Flüchtlingslager im Libanon – Radikalislamische Hamas beschuldigt rivalisierende Fatah.

Beirut. Bei einer Schießerei auf dem Begräbnis eines Palästinensers in einem Flüchtlingslager im Libanon sind nach Angaben der radikalislamischen Hamas drei ihrer Mitglieder getötet worden. Kämpfer der verfeindeten Fatah-Gruppe hätten bei der Zeremonie am Sonntag in der Nähe der südlibanesischen Küstenstadt Tyrus das Feuer eröffnet, sagte der Hamas-Vertreter Raafat al-Murra. Demnach wurden sechs weitere Menschen verletzt.

Ein Beamter der mit der Fatah verbundenen Sicherheitskräfte im Flüchtlingslager Burdsch al-Schemali sagte hingegen der libanesischen Nachrichtenagentur National News Agency, der Schütze sei "weder ein Mitglied der Fatah-Bewegung noch der Sicherheitskräfte" gewesen. Die libanesische Armee teilte später mit, palästinensische Sicherheitsbeamte hätten einen palästinensischen Mann, welcher der Schießerei beschuldigt werde, ausgeliefert. Es sei eine Untersuchung eingeleitet worden.

Ein Bewohner des Lagers sagte der Nachrichtenagentur AFP, es habe einen Streit gegeben, als der Trauerzug auf dem Friedhof des Lagers ankam. Dann sei "plötzlich in die Menge geschossen" worden. In dem Chaos sei unklar gewesen, wer auf wen schoss.

Explosion im Flüchtlingslager

Am Freitag war bei einer Explosion in dem Lager ein Mensch getötet worden. Nach Angaben der Hamas hatte ein Kurzschluss in einem Lager mit Sauerstoffvorräten für Covid-Patienten die Detonation verursacht. Aus libanesischen Militärkreisen hieß es hingegen, ein Munitionslager inmitten von Nahrungsmitteln und anderen Vorräten sei in die Luft geflogen.

Am Sonntag waren Trauernde Unterstützer der Hamas auf den Straßen des Lagers aufgezogen. Bei der Beerdigung waren bewaffnete Angehörige sowohl der Fatah als auch der Hamas zugegen. Die Hamas und die säkulare Fatah, die von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas angeführt wird, liefern sich seit der Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen im Jahr 2007 einen erbitterten Machtkampf.

Nach offiziellen Angaben leben rund 192.000 palästinensische Flüchtlinge im Libanon, die meisten von ihnen in zwölf großen Flüchtlingslagern. Die libanesischen Behörden betreten die Lager in der Regel nicht und überlassen die Organisation palästinensischen Gruppen. Seit Jahrzehnten kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen zwischen rivalisierenden bewaffneten Gruppen.

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