Großbritannien stand nach rechten Gewaltexzessen am Rand des Bürgerkriegs
Tagelang wütete ein rechter Mob in Großbritannien in moslemischen Vierteln, wir sahen nie dagewesene Gewaltausbrüche: Geschäfte wurden zertrümmert, Hassparolen auf Hausmauern geschrieben, Dutzende stürmten ein Hotel, in dem Migranten wohnen. Anwaltsfirmen und Beratungsstellen, die Asylwerber bei ihren Anträgen unterstützen, sind von den Ausländerhassern attackiert worden.
Hintergrund für die Gewaltexzesse war ein Messerangriff in der Küstenstadt Southport nahe Liverpool. Ein 17-Jähriger drang in ein Gebäude ein, in dem gerade zur Musik von Taylor Swift ein Tanzkurs stattfand. Er tötete drei Mädchen, verletzte zehn schwer. Der Angriff erschütterte Großbritannien.
Gezielt wurde von rechten Kreisen (siehe Kasten unten) die Empörung ausgenützt und Falschinformationen über den Täter verbreitet. Er sei muslimischer Asylwerber, käme aus Ruanda. Fake News. Die reichten aus, um blanke Wut und Empörung so zu befeuern, dass tagelang in zumindest 16 Städten die Gewalt völlig eskalierte.
Selbst Elon Musk, Chef der Plattform X, mischte kräftig mit
Musk postete aufpeitschende Kommentare, signalisierte große Sympathie mit den rechten Randalierern und deren Kampf gegen Moslems: „Ein Bürgerkrieg ist unvermeidlich“, schrieb er als Reaktion auf ein Video der heftigen Ausschreitungen.
Das Feuer aber war gelegt. Der Mörder von Southport ist ein 17-Jähriger, der als Sohn von Einwanderern aus Ruanda in Großbritannien geboren wurde. Doch das war jetzt kein Thema mehr.
Tagelang gingen die Krawalle weiter. 400 Randalierer wurden festgenommen. Letztlich war es aber die „stille Mehrheit“, die den Wendepunkt nach Chaos-Tagen brachte. Zehntausende gingen friedlich auf die Straßen, setzten ein Zeichen gegen Hass und Gewalt, die zuletzt sichtbar waren: „Schluss damit. Es ist Zeit, dass wir aufstehen“, riefen sie.
Diese Demonstranten brachten die Wende. Der Rückhalt für die Randalierer ist weg. Laut einer Umfrage halten 85 Prozent der Briten die Krawalle für falsch. Auf Schildern, die in Birmingham, London und andernorts hochgehalten wurden, stand „Schluss mit dem Hass“ und „Flüchtlinge willkommen“. Vernunft und die friedliche Macht der Straße siegten gegen Hetze im Internet.
Karl Wendl