Ex-Sowjetrepublik will ihr Staatsgebiet nicht für Manöver zur Verfügung stellen
Entgegen einer entsprechenden Ankündigung aus Moskau will die Ex-Sowjetrepublik Armenien ihr Staatsgebiet nicht für Übungen des von Russland geführten Militärbündnisses OVKS zur Verfügung stellen. "In der aktuellen Situation halten wir die Durchführung von OVKS-Übungen auf dem Gebiet Armeniens für nicht zweckmäßig", sagte der Regierungschef der Südkaukasusrepublik, Nikol Paschinjan, am Dienstag.
Seine genauen Beweggründe dafür ließ Paschinjan zunächst offen. Sein krisengeschütteltes Land, das stark auf Russland als Schutzmacht angewiesen ist, hat Moskau zuletzt immer wieder Untätigkeit in der Konfliktregion Berg-Karabach vorgeworfen. Für besonderen Unmut sorgt, dass in dem Gebiet stationierte russische Truppen sich aus armenischer Sicht nicht genug für die Freigabe des Latschin-Korridors einsetzen, den Kräfte aus dem verfeindeten Nachbarland Aserbaidschan blockieren.
Einzige Verbindung zwischen Armenien und Berg-Karabach
Der Straßenkorridor ist die einzige Verbindung zwischen Armenien und Berg-Karabach, das von etwa 120.000 Armeniern bewohnt wird. Zuletzt hatte Jerewan vor einem Zusammenbruch der medizinischen Versorgung der Region gewarnt. Medienberichten zufolge werden auch die Lebensmittel knapp.
Russlands Verteidigungsministerium hatte erst vor rund eineinhalb Wochen angekündigt, die Organisation des Vertrags über die kollektive Sicherheit (OVKS) werde in diesem Jahr ihr Manöver "Unzerstörbare Bruderschaft - 2023" in Armenien abhalten. Dem Bündnis gehören auch andere ehemals sowjetische Staaten wie Belarus und Kasachstan an. Kremlsprecher Dmitri Peskow versicherte am Dienstag, Armenien sei nach wie vor ein enger Partner Russlands - zugleich räumte er angesichts der jüngsten Äußerungen Paschinjans aber auch "sehr komplizierte Probleme" ein.