Krieg ausweiten

Erdogan: "Afrin nur eine Etappe"

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Erdogan hat noch nicht genug vom Krieg: Türkisches Militär will Angriffe in Syrien ausweiten.

Nach der Einnahme der nordsyrischen Stadt Afrin richtet Recep Tayyip Erdogan seinen Blick nach Osten. Während seine Truppen noch ihre Stellungen festigten, kündigte der türkische Präsident am Montag an, dass Afrin nur "eine Etappe" gewesen sei.
 
Die Armee werde auch die Stadt Manbij sowie alle weiteren Gebiete östlich des Euphrat einnehmen, die bisher von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) kontrolliert werden.
 
Die US-Regierung äußerte umgehend ihre "ernste und wachsende Sorge" angesichts der türkischen Offensive in Nordsyrien, und warnte, sie lenke ab vom Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Die USA schätzen die YPG-Miliz als schlagkräftigen Verbündeten im Kampf gegen die Jihadisten und unterstützen sie seit Jahren mit Luftangriffen, Spezialkräften und Waffen.
 
Für die Türkei dagegen ist die Präsenz der YPG an ihrer Südgrenze eine Bedrohung, da die Gruppe eng mit der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) verbunden ist. Ankara wirft den USA vor, mit der Militärhilfe für die YPG indirekt eine Rebellengruppe aufzurüsten, die seit Jahrzehnten gegen den türkischen Staat kämpft, doch hält Washington weiter an dem Bündnis mit der YPG fest.
 

Direkte Konfrontation mit Nato-Partner droht

Sollte die Türkei Ernst machen mit der Offensive auf Manbij, droht eine direkte Konfrontation. Manbij sei "ein Pulverfass für die beiden Nato-Partner", sagt Aaron Stein vom Politikinstitut Atlantic Council. Er rät, die Drohungen Erdogans nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Dieser sei ernsthaft entschlossen, die Offensive auf die Stadt durchzuziehen, glaubt Stein.
 
Manbij war 2014 von der IS-Miliz erobert worden und diente der Extremistengruppe als wichtige Drehscheibe und als Planungszentrum für Anschläge in Europa. Im Jahr 2016 wurde die Stadt im Nordosten der Provinz Aleppo jedoch von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) eingenommen, einem von der YPG-Miliz dominierten kurdisch-arabischen Bündnis.
 
Um eine Ausweitung des kurdischen Einflussgebiets in Nordsyrien zu verhindern, startete die Türkei im August 2016 mit verbündeten syrischen Rebellen die "Operation Schutzschild Euphrat" und drängte bis März 2017 die YPG und die IS-Miliz von der Grenze zurück. Seitdem bemüht sich die Türkei, die Region nördlich von Aleppo aufzubauen, um dort syrische Flüchtlinge anzusiedeln.
 
Für den türkischen Militärexperten Abdullah Agar ist die Region ein Modell für andere Gebiete wie Afrin. "Die Ordnung wurde wieder hergestellt. Zehntausende Menschen konnten in ihre Heimat zurückkehren", sagt er. Viele Kurden befürchten jedoch, dass mit der Ansiedlung von Flüchtlingen in Afrin die Bevölkerungsstruktur der mehrheitlich kurdischen Region verändert werden soll.
 

Verlust von Afrin schwerer Schlag für Rebellen

Für die YPG ist der Verlust von Afrin ein schwerer Schlag, nachdem sie dort seit 2012 eine kurdische Selbstverwaltung aufgebaut hatten. Für Abdelsalam Ahmad, Vertreter der kurdischen Regionalverwaltung, gab es jedoch "keine Wahl als einen strategischen Rückzug". Mit nur leichten Waffen hätten die YPG-Kämpfer keine Chance gegen die türkische Armee gehabt.
 

"Osmanische Ohrfeige"

Dennoch zeigt sich die YPG entschlossen, in Afrin weiter zu kämpfen und auch Manbij zu verteidigen. Anders als in Afrin sind dort auch US-Spezialkräfte stationiert. Im Februar drohte Erdogan ihnen mit einer "osmanischen Ohrfeige", sollten sie nicht abziehen. Doch das Pentagon schickte demonstrativ mehrere ranghohe Offiziere, um der YPG den Rückhalt der USA zuzusichern.
 
Bei einem Besuch in Ankara bemühte sich US-Außenminister Rex Tillerson Mitte Februar um eine diplomatische Lösung und vereinbarte die Einrichtungen mehrere Arbeitsgruppen. Mitte März wurde er jedoch durch den bisherigen CIA-Direktor Mike Pompeo abgelöst. Ob dieser sich durch Tillersons Absprachen mit der Türkei gebunden fühlt, ist noch offen.
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