Nach Tod von IS-Chef

Experte: Neue Phase im Kampf gegen islamistischen Terror

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Guido Steinberg: Europa muss mehr für die eigene Sicherheit tun.

Nach der militärischen Niederlage der IS-Terrormiliz und dem Tod ihres Anführers Abu Bakr al-Baghdadi beginnt laut Nahost-Experte Guido Steinberg eine neue Phase in der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus. "Sie wird vor allem von dem Rückzug der USA aus Syrien geprägt werden und die Europäer zwingen, mehr für ihre eigene Sicherheit zu tun", heißt es in einem am Montag veröffentlichten Beitrag des Wissenschaftlers von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
 

Innere Sicherheit Europas

Demnach diente die Militäroperation gegen Baghdadi auch mehr der inneren Sicherheit in Europa als in den USA. "In Europa gelangen der Organisation große Anschläge wie die von Paris am 13. November 2015, als ein aus Syrien entsandtes IS-Kommando 130 Menschen tötete. In den USA hingegen schaffte es die Organisation gerade einmal, einige wenige Einzeltäter zu überzeugen, in ihrem Namen zu operieren."
 
US-Präsident Donald Trump hatte am Sonntag den Tod von Baghdadi verkündet. Dieser sei bei einer Operation von US-Spezialkräften in Nordwest-Syrien vor den Soldaten in einen Tunnel geflüchtet und habe eine Sprengstoffweste gezündet, sagte Trump im Weißen Haus.
 

Die Rolle der Türkei

"Die in Deutschland verbreitete These von der neuen Unzuverlässigkeit der Amerikaner trifft zumindest für die Terrorismusbekämpfung nicht zu. Als unzuverlässig hat sich vielmehr Deutschland erwiesen, das sich nicht nennenswert am Kampf gegen den IS im Irak und Syrien beteiligt hat und nicht einmal bereit war, einige deutsche IS-Kämpfer aus syrisch-kurdischer Haft zu übernehmen und in ihrer Heimat vor Gericht zu stellen", schreibt Steinberg weiter.
 
Aus Sicht von Steinberg müssen die Europäer die Türkei von der Notwendigkeit einer entschlossenen gemeinsamen Bekämpfung des IS und anderer Jihadisten überzeugen. "Der Nachschub des IS an Kämpfern und Versorgungsgütern lief seit 2013 ganz ohne Probleme über das Nachbarland, das auch die Nutzung seines Staatsgebiets als Ruheraum zuließ. Außerdem gestattete Ankara einen regen Handel mit dem IS-Territorium. Dies erklärt, warum sich Baghdadi nahe der türkischen Grenze in Idlib sicherer fühlte als in seinem Heimatland Irak oder im syrischen Osten", so Steinberg.
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