US-Präsident im Blutrausch

Gericht stoppt Hinrichtung von Trumps letzter Todes-Kandidatin

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Lisa Marie Montgomery sollte eigentlich am Dienstag durch die Giftspritze hingerichtet werden. Doch ein Richter stoppte die Vollstreckung der Todesstrafe im letzten Moment.

Vor dem Ende seiner Amtszeit geriet US-Präsident Donald Trump in einen wahren Blutrausch. Insgesamt wurden 2020 17 Personen in den USA hingerichtet - so viel wie seit sieben Jahrzehnten nicht mehr. Zehn davon waren staatlich angeordnet. Eine Exekution steht noch aus: jene von Lisa Marie Montgomery. Sie hätte am Dienstag mit der Giftspritze hingerichtet werden sollen, doch im letzten Moment stoppte ein Gericht den Prozess. Der Grund: ihr psychischer Zustand.

Geistige Zurechnungsfähigkeit fraglich

Richter Patrick Hanlon wies an, zuerst ihre geistige Zurechnungsfähigkeit feststellen zu lassen. Derzeit soll sich Montgomery "weit von der Realität entfernt" sein. Damit ist überhaupt fraglich, ob das Urteil jemals vollstreckt werden kann. Sie wäre die erste Frau seit 67 Jahren, die in den USA hingerichtet wird. Mehrere Gnadengesuche, auch bei Trump, und Berufungen scheiterten. Jetzt der Erfolg, wenn auch nur auf Zeit. Denn offiziell ist die Hinrichtung nur aufgeschoben und nicht abgesagt.

Schwangeren Baby aus Bauch geschnitten

Wofür wurde Montgomery zum Tode verurteilt? Bestialischer Mord. Im Dezember 2004 würgte sie zunächst eine Hochschwangere bis zur Bewusstlosigkeit, schnitt ihr anschließend mit einem Küchenmesser das Baby aus dem Bauch und ließ ihr Opfer verbluten. Das Kind, das überlebte, wollte sie dann als ihr eigenes ausgeben, aber alles flog auf. Sie wurde erwischt und 2007 zum Tode verurteilt.

Bischöfe fordern Ende der Todesstrafe

Insgesamt sind mit Montgomerys Fall noch drei Hinrichtungen geplant. Zwei katholische US-Bischöfe fordern nun ein Ende der Todesstrafe in den USA und ein Aussetzen der aktuell geplanten Exekutionen des Bundes. "Wir erneuern unseren Aufruf an Präsident Trump und den amtierenden Generalstaatsanwalt Rosen: Stoppen Sie diese Hinrichtungen", heißt es in der am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung der Erzbischöfe Paul S. Coakley aus Oklahoma City und Joseph F. Naumann aus Kansas City laut Kathpress.

"Nach einem Jahr, in dem die Bundesregierung zum ersten Mal mehr Menschen hingerichtet hat als alle 50 Bundesstaaten zusammen, sind diese Woche drei weitere Hinrichtungen des Bundes geplant", kritisierten die Erzbischöfe weiter. Die Hinrichtungen des Bundes waren im vergangenen Jahr nach 17 Jahren Pause wieder aufgenommen worden.

Forderung an Biden

Coakley und Naumann forderten auch den gewählten Präsidenten Joe Biden und den Kongress auf, die Abschaffung der Todesstrafe zu einer Priorität zu machen und ein Bundesgesetz zum Verbot auf den Weg zu bringen. Darüber hinaus solle Biden ein Moratorium für Hinrichtungen des Bundes verhängen und die aktuellen Todesurteile in Haftstrafen umwandeln.

Mindestens zehnmal in den vergangenen beiden Jahren hatten sich Bischöfe, Bischofsgruppen oder die gesamte US-Bischofskonferenz entweder gegen die Todesstrafe ausgesprochen, die Gläubigen gebeten, ihre Stimme zu diesem Thema zu äußern, oder versucht, geplante Hinrichtungen vor Gericht zu stoppen.

 

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