Nach dem rätselhaften Tod von mehr als 130 Walen an Australiens Westküste haben die Behörden dort Hai-Alarm ausgerufen. Befürchtet wird, dass die Walkadaver die Raubfische anlocken. Aus Sorge vor Hai-Angriffen wurden in der Gegend von Hamelin Bay die Strände und das Meer am Freitag gesperrt.
In der Bucht - etwa 300 Kilometer südlich der Großstadt Perth - waren zuvor mehr als 150 Wale gestrandet. Trotz aller Rettungsversuche waren am Abend (Ortszeit) nur noch etwa ein Dutzend der Tiere am Leben. Warum sie an Land schwammen, weiß man nicht.
Tote Wale weit und breit
Den Helfern bot sich ein jämmerliches Bild. Über Hunderte Meter hinweg schwammen tote Wale - die meisten davon sogenannten Kurzflossen-Grindwale - im seichten Wasser oder lagen am Strand. Nur einige wenige bewegten sich noch.
Zum Hai-Alarm sagte ein Sprecher der Fischereibehörde, Jeremy Chick: "Wir müssen gewährleisten, dass für alle Leute die Sicherheit garantiert ist, bevor wir die Wale wegbringen."
Die Grindwale waren am Morgen von Fischern entdeckt worden, die gerade aufs Meer hinausfahren wollten. Der Fischer Graham Pateman berichtete im Fernsehsender ABC, dass er anfangs nur "vier oder fünf Wale" gesehen habe. Das ganze Ausmaß des Tiersterbens wurde dann erst im Lauf der nächsten Stunden klar. Helfer versuchten, die Wale wieder zurück ins Wasser zu bugsieren. In den allermeisten Fällen hatten sie damit jedoch keinen Erfolg.
Die Regierung des Bundesstaats Western Australia begründete die Warnung vor Haien damit, dass die sterbenden und toten Wale die Raubfische auf Nahrungssuche anziehen könnten. "Das könnte dazu führen, dass Haie an diesem Teil der Küste nahe ans Ufer kommen." An der Westküste Australiens kommt es im Pazifischen Ozean immer wieder zu Hai-Attacken. Praktisch jedes Jahr gibt es auch Tote.
Rätsel um Massenstrandungen
Auch "Massenstrandungen" von Walen kommen immer wieder vor. An den Stränden von Hamelin Bay waren 2009 schon einmal mehr als 80 Tiere kläglich verendet. Die Wissenschaft rätselt regelmäßig, wie es dazu kommt. Die Wal-Expertin Rebecca Walfard von der Curtin-Universität in Sydney nannte als einen der wichtigsten Gründe die engen Verbindungen innerhalb einer Herde. "Wenn ein Wal strandet, haben die anderen die Tendenz, ihm zu folgen."
Vermutet wird aber auch, dass das hochkomplexe Verständigungssystem der Meeressäuger in solchen Fällen durch Einflüsse von außen gestört wurde - zum Beispiel durch Lärm, durch Meeresströmungen oder durch veränderte Wassertemperaturen. In Hamelin Bay wollen Experten den toten Walen jetzt DNA-Proben entnehmen, um zu klären, weshalb sie an Land schwammen.
Kurzflossen-Grindwale (auch Indische Grindwale genannt) werden in der Regel etwa fünf bis sieben Meter lang. Sie wiegen bis zu drei Tonnen. Im Unterschied zum Gewöhnlichen Grindwal, der kältere Regionen bevorzugt, sind sie in verhältnismäßig warmen Gewässern zu finden.