Aufreger

Indien will Leihmutter-Geschäfte beenden

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Seit der Ankündigung herrscht weltweite Verunsicherung unter kinderlosen Eltern.

Pläne der indischen Regierung, das Geschäft mit Leihmutterschaften zu unterbinden, haben kinderlose Paare in aller Welt in Aufregung versetzt. Die milliardenschwere Branche war in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert: Unfruchtbare Paare von allen Kontinenten strömten in die rund 350 Fruchtbarkeitskliniken des Landes, für die 25.000 junge Inderinnen Kinder austragen.

Nun will die Regierung den Wildwuchs begrenzen und ausländische Paare per Gesetz aus den Kliniken verbannen. Seither kommt sie nicht mehr zur Ruhe.

Kritik an "gemieteten Bäuchen"

Bisher lockte das südasiatische Land kinderlose Paare mit niedrigen Kosten, erfahrenen Ärzten und relativ wenig Bürokratie. Doch mit dem wilden Wachstum der Branche wuchs auch die Kritik an der Ausbeutung meist mittelloser Frauen als "gemietete Bäuche". Ende Oktober kündigte die Regierung ein Gesetz zum Verbot kommerzieller Leihmütter an, gleichzeitig wies sie die Fruchtbarkeitskliniken an, keine Ausländer mehr als Kunden zuzulassen.

Strenge Regulierung statt Verbot
Dies sorgte für einen Aufschrei bei Fertilitätsmedizinern, und auch Leihmütter demonstrierten gegen die Entscheidung. Sie fordern stattdessen eine strengere Regulierung der Branche. "Warum sollten Ausländer diskriminiert werden? Wir sind doch alle Menschen", sagt Nayana Patel, Direktorin der Akanksha-Klinik im westindischen Unionsstaat Gujarat. "Ich mache dies seit elf Jahren, es ist ein schönes Arrangement. Ein Verbot ist keine Lösung."

Irisches Paar gibt nicht auf

Ein irisches Paar will sich von der Anordnung nicht abschrecken lassen. Die Frau kann keine Kinder bekommen und darf wegen eines angeboren Herzfehlers auch keine adoptieren, eine indische Leihmutter war ihre letzte Hoffnung. "Dies ist unsere einzige Möglichkeit", sagt die 35-Jährige in einer Klinik in Neu-Delhi.

Sie und ihr Mann hatten schon vor der Anordnung der Regierung einen Termin bei der Klinik und glauben, damit auch vor Gericht durchzukommen. "99 Prozent der Kinder, die auf diese Weise zur Welt kommen, werden in liebevoller Umgebung aufwachsen, weil ihre Eltern solche Anstrengungen auf sich nahmen", sagt der Mann. "Es wäre Wahnsinn, dies zu verbieten."

Günstige Preise
Indien ist seit der Legalisierung der Praxis eine der führenden Nationen für Leihmütter. Jährlich werden bis zu 2,1 Milliarden Euro umgesetzt. Auch Russland, die Ukraine und einige US-Staaten erlauben kommerzielle Leihmütter. Doch die Kosten in Indien erreichen mit durchschnittlich rund 23.000 Euro nur einen Bruchteil des US-Preises.

In Thailand bereits verboten
In Thailand ist die kommerzielle Leihmutterschaft nach einer Reihe von Skandalen für Ausländer seit diesem Jahr verboten. In Nepal schob das oberste Gericht im August ebenfalls einen Riegel vor und versetzte Dutzende werdende Eltern in Aufregung, bevor die Regierung einschritt und Visa ausstellte, mit denen sie ihre Babys abholen konnten.

Vorschriften schrittweise verschärft
In Indien wurden die Vorschriften ständig verschärft, seit 2012 sind beispielsweise schwule Paare und Singles ausgeschlossen. Eigentlich sehen die Regeln vor, dass die Paare mit den indischen Leihmüttern selbst einen Vertrag abschließen. Doch hat sich immer wieder gezeigt, dass viele Leihmütter keine Kopie erhalten oder den Inhalt nicht verstehen, weil sie nicht lesen können. Viele sind zudem nicht vorbereitet auf den bei Leihmutter-Geburten üblichen Kaiserschnitt. Viele bekommen nicht den vereinbarten Lohn und haben im Notfall keine Krankenversicherung, wie die Frauenrechtsorganisation Centre for Social Research in Neu-Delhi berichtet.

Verbot sei falscher Weg
Doch nach Ansicht der Forschungsleiterin des Zentrums, Manasi Mishra, ist ein Verbot der falsche Weg, um diesen Missständen entgegenzutreten: "Die Branche wird in den Untergrund gehen, und das wird die Verhandlungsmacht der Leihmütter weiter schwächen", warnt sie.

Manu Kami hatte gute Gründe, das Kind einer anderen Frau auszutragen: Der Lohn ihres Mannes als Koch reicht mit umgerechnet rund 95 Euro monatlich kaum für die Ernährung ihrer beiden eigenen Kinder. Von den knapp 4.200 Euro, die sie für das Austragen eines Kindes für ein US-Paar erhielt, bezahlte Kami die Schulgebühren und ein neues Haus. Die 28-Jährige strahlt: "Es hat ein Schlafzimmer sowie Küche und Bad", erzählt sie stolz.

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