Klimawandel

Italien: Atomenergie - Umweltminister unter Druck

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 "Ideologisierte Umweltschützer sind schlimmer als die Klimakatastrophe".  

Das Thema Atomenergie sorgt für politischen Zündstoff in Italien. Für Aufsehen sorgten Aussagen des Ministers für den ökologischen Wandel, Roberto Cingolani, wonach Italien Technologien der vierten Generation im Bereich Kernenergie in Betracht ziehen sollte.

"Im Atombereich gibt es Technologien der vierten Generation, es gibt Länder, die in diese Technologie investieren. Sollte sich zu einem bestimmten Zeitpunkt herausstellen, dass die Sicherheit dieser Technologie hoch und die Kosten niedrig sind, wäre es töricht, sie nicht in Betracht zu ziehen. Im Interesse unserer Kinder ist es verboten, jede Art von Technologie zu ideologisieren. Halten wir uns an die Zahlen. Sobald diese vorliegen, werden wir Entscheidungen treffen", sagte der Minister.

"Die Welt ist voll von radikalen und ideologisierten Umweltschützern, sie sind schlimmer als die Klimakatastrophe, auf die wir mit Sicherheit zusteuern, wenn wir nichts Sinnvolles unternehmen. Sie sind Teil des Problems", sagte Cingolani laut Medienangaben.

Die Italiener hatten sich 1987 - ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl - in einem Referendum für den Ausstieg aus der Atomenergie ausgesprochen. 2009 hatte der damalige Regierungschef Silvio Berlusconi angekündigt, wieder in die Kernkraft investieren zu wollen, legte sein Vorhaben nach dem Gau von Fukushima aber auf Eis. 2011 sprachen sich rund 94,5 Prozent der Italiener in einem weiteren Referendum gegen neue Meiler aus.

Cingolani zog sich mit seinen Aussagen viel Kritik zu, in erster Linie von Umweltschutzverbänden. "Ist für den Minister Atomkraft die Zukunft? Von Reaktoren der vierten Generation zu sprechen, die es nicht gibt, und von Technologien, die weder sicher noch zweckmäßig sind, bedeutet den Schwerpunkt von der Realität - die bereits kritisch für das Klima ist - auf die Fantasie zu verlagern", schrieb Greenpeace Italia auf Twitter. "Immer mehr Menschen mobilisieren sich, um den Planeten zu verteidigen. Welche Interessen verteidigt der Minister, jene der Umwelt oder die der Lobbys?", fügte Greenpeace hinzu.

Kritik am Minister übte auch die regierende Fünf Sterne-Bewegung, mit dessen Unterstützung Cingolani, Physiker und Ex-Manager des Rüstungskonzerns Leonardo, im Februar zum "Superminister" für den ökologischen Wandel mit ausgedehnten Kompetenzen im Energiebereich ernannt worden war. Auf die Entstehung dieses Ministeriums hatten die auf Ökologie fokussierten Cinque Stelle hartnäckig gedrängt. Der neue Fünf Sterne-Chef, Expremier Giuseppe Conte, forderte Cingolani zu einem Treffen auf, um seine Aussagen zu klären.
 

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