EU-Wahl

"Klassen für Behinderte": Lega-Kandidat sorgt für Eklat

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Umstrittener General Vannacci sieht getrennte Schulkassen nicht als Diskriminierung.

Der umstrittene General und Kandidat der Regierungspartei Lega bei den EU-Parlamentswahlen, Roberto Vannacci, sorgt für hitzige Diskussionen. So forderte er in einem Interview mit der Tageszeitung "La Stampa" (Samstagsausgabe) die Einführung von getrennten Schulklassen für behinderte Schüler. Getrennte Schulklassen für Behinderte seien "nicht diskriminierend", argumentierte Vannacci. Schüler mit Behinderungen sollten Spezialisten anvertraut werden, sagte der 55-Jährige.

"Ich bin kein Experte für Behinderung, aber diese Menschen brauchen spezifische Hilfe. Einen behinderten Menschen würde ich sicher nicht mit einem 100-Meter-Rekordläufer zusammenlaufen lassen (...) doch die Schule sollte meiner Ansicht nach hart und selektiv sein, denn so ist auch das Leben. Zumindest so war mein Leben", erklärte Vannacci.

Der General behauptete auch, dass der faschistische Diktator Benito Mussolini ein "Staatsmann" war. "Mussolini war ein Staatsmann, ebenso wie alle Männer, die Staatsämter bekleidet haben. So steht es im Wörterbuch", argumentierte der General. Auch zum Thema Abtreibung, über das in Italien derzeit vehement diskutiert wird, äußerte sich Vannacci: "Ich glaube, dass Abtreibung eine unglückliche Notwendigkeit ist, zu der Frauen gezwungen sind. Ich glaube nicht, dass sie ein Recht ist."

Hitzige Diskussionen

Zur Frage der Migration erklärte der Lega-Kandidat, dass es seiner Meinung nach "ein großes Problem der illegalen Einwanderung gebe. "Ich glaube nicht an die multikulturelle Gesellschaft, weil sie der Idee eines Heimatlandes widerspricht", so Vannacci. Er sprach sich dafür aus, dass in allen Klassenzimmern ein Kruzifix hängen sollte. "Ich selber bin nicht besonders gläubig, aber das Kruzifix ist ein Symbol unserer Kultur", sagte der General.

Seine Worte lösten hitzige Diskussionen aus. Der stellvertretende Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz (CEI), Francesco Savino, warnte vor der Gefahr, dass es wieder zu "Ghetto-Klassen" für Behinderte wie in der Vergangenheit in Italien kommen könne. "Vannaccis Aussagen erinnern uns an die dunkelsten Zeiten unserer Geschichte. Getrennte Klassen reproduzieren Ghettos", erklärte der Bischof. Das "unausweichliche" Ziel der italienischen Schule sei im Gegenteil die "vollständige Integration" von Schülern mit Behinderung.

Vannacci ist im vergangenen Sommer mit seinem umstrittenen Buch "Il mondo al contrario" ("Die verkehrte Welt") zum Bestsellerautor geworden. Mit seinen Thesen sorgt er seit Monaten in Italien für Debatten. Der General, der früher in Afghanistan und im Irak gedient hatte, schreibt in seinem Buch unter anderem, dass Homosexuelle nicht "normal" seien. Genauso, wie der Mensch von Natur aus nicht Kannibale sei, könnten Homosexuelle von Natur aus nicht Eltern werden.

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