'Krieg gegen das Wasser'

Regen lässt Einsatzleiter zittern

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Bange Stunden bis zur Rettung der Eingeschlossenen - hinzu kommt wieder starker Regen.

Die Morgennebel hängen noch in den Bergen von Chiang Mai, als die Rettungstaucher ihre Ausrüstung vorbereiten. Nur wenig später wagen 18 von ihnen den vermutlich riskantesten Tauchgang ihres Lebens. Sie sollen die in der thailändischen Höhle eingeschlossenen Jung-Fußballer wohlbehalten wieder ins Freie bringen.

In ihren Tauchanzügen, mit Helmen, Stirnlampen und Spezialausrüstung für Höhlentauchgänge machen sie sich auf den Weg. Auch im vorderen Bereich der etwa zehn Kilometer langen Höhle steht noch das schlammige Wasser, wie auf Fotos der thailändischen Armee zu sehen ist. Überall liegen dicke Plastikrohre. Durch sie pumpen die Helfer Flutwasser aus der Höhle. Dadurch soll es einfacher werden, die Kinder herauszuholen, die etwa vier Kilometer im Inneren festsitzen.

Je weniger Wasser, desto weniger müssen sie schwimmen oder tauchen. Das wäre schon unter normalen Umständen riskant, da viele der 11- bis 16-jährigen Buben keine guten Schwimmer sind. Von Taucherfahrung ganz zu schweigen. Nach 16 Tagen in Nässe und Dunkelheit sind die Buben noch dazu in körperlich schwacher Verfassung. Was in ihnen vorgeht, kann wohl kaum jemand wirklich nachvollziehen. Wie hätten sie sich vorstellen können, was sie erdulden müssen, als sie an jenem Samstagnachmittag nach dem Fußballtraining ihre Fahrräder vor der Höhle abstellten für ein kleines Abenteuer?

Regen als Risikofaktor

Die Behörden hatten sich zur Rettungsaktion entschlossen, als drohende starke Regenfälle zur wachsenden Gefahr für die in der überfluteten Höhle festsitzende Fußballmannschaft werden. Heute sei der entscheidende Tag, sagte der Leiter der Rettungsmission, Provinzgouverneur Narongsak Osotthanakorn. "Ein neues Regenunwetter kommt." Wenn sie abwarteten, müssten sie das Wasser wieder rauspumpen. Er sprach gar von einem "Krieg gegen das Wasser".

Und obwohl das Wasser zu Beginn der Aktion noch auf einem Tiefststand war, lässt wieder einsetzender Starkregen die Einsatzleiter zittern. In vier Gruppen sollen die Buben und ihr Trainer wieder befreit werden. Dies berichtete die Zeitung "Bangkok Post" am Sonntag unter Berufung auf Rettungskräfte. So sollen zunächst vier Mitglieder des Buben-Fußballteams in Begleitung der erfahrenen Höhlentaucher den riskanten und langwierigen Tauchgang beginnen.

Zwei weitere Gruppen von jeweils drei Fußballern sollen folgen. Der 25 Jahre alte Betreuer der seit 16 Tagen in der Höhle eingeschlossenen Gruppe werde demnach bei der letzten Gruppe sein.

Vorbereitungen liefen auf Hochtouren

Die Vorbereitungen auf die Rettung liefen in der Nacht auf Sonntag auf Hochtouren. Hunderte Soldaten und Helfer halfen beim Abpumpen und schleppten Ausrüstung über schlammige Stufen hoch zum Höhleneingang. Die Behörden ordneten an, dass alle Nicht-Helfer das Rettungslager verlassen. In den vergangenen zwei Wochen war eine kleine Zeltstadt vor der Höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non gewachsen. Helfer verteilten Essen und Getränke, sogar Thai-Massagen wurden angeboten.

Reporter sammelten Plastiksessel ein, Helfer luden Ausrüstung auf die allgegenwärtigen Allradautos. Ältere Mönche, die mit den Familien der Buben ausgeharrt und gebetet hatten, verließen die Rettungszone, gestützt auf helfende Hände. Grüne Plastikplanen schirmen nun den Höhleneingang vor neugierigen Blicken ab. Polizisten achten darauf, dass keiner der etwa tausend thailändischen und internationalen Journalisten zu nahe kommt.

Fernsehteams haben in sicherem Abstand ihre Ausrüstung wieder aufgebaut. Im dichten grünen Gras stehen die Kameras, sicherheitshalber unter dicken Plastikplanen, der Monsun-Regen prasselt auf die Retter herab. Viele haben sich auch vor dem Büro der Bezirksverwaltung oder dem etwa 60 Kilometer entfernten Prachanukroh-Krankenhaus in der Stadt Chiang Rai versammelt. Auch dort Polizei und grüner Sichtschutz.

Alle warten auf die erlösende Nachricht. Aber bis hoffentlich der Erste der 13 Eingeschlossenen sicher wieder das Tageslicht erblickt, stehen noch bange Stunden bevor. Die erfahrenen Taucher benötigen mehrere Stunden, bis sie die Gruppe erreichen. Erst dann können sie sich mit den Buben auf den beschwerlichen Rückweg machen.

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