200 Kilometer von Srebrenica entfernt.
In einem neu entdeckten Massengrab im Süden von Bosnien-Herzegowina sind weitere Opfer des Massakers von Srebrenica aus dem Jahr 1995 gefunden worden. Wie die Internationale Kommission für vermisste Personen (ICMP) am Mittwoch erklärte, wurde das Grab in der Nähe der Stadt Kalinovik gefunden, 200 Kilometer von Sebrenica entfernt. Damit sei es bisher das "mit Abstand" am weitesten von Srebrenica entfernt entdeckte Massengrab.
DNA-Proben vom Fundort wurden mit genetischen Proben abgeglichen, die von Verwandten der Opfer zur Verfügung gestellt worden waren. Dabei fanden die Forscher in insgesamt zehn Fällen Übereinstimmungen. Die Proben wurden an eine spezialisierte Stelle in Bosnien-Herzegowina zur offiziellen Identifizierung weitergeleitet.
Internationale Gerichte haben die Hinrichtung von mehr als 8.000 muslimischen Männern durch bosnisch-serbische Streitkräfte in Srebrenica im Jahr 1995 als "Völkermord" bezeichnet. Der bosnisch-serbische Kriegsführer Radovan Karadzic und sein Armeechef Ratko Mladic wurden beide von einem UNO-Kriegsverbrechergericht zu lebenslanger Haft verurteilt, insbesondere wegen des Massakers in Srebrenica.
Dem Leiter des Westbalkan-Programms von ICMP, Matthew Holliday, zufolge befindet sich das neue Grab nur wenige Kilometer von einem Dorf entfernt, wo Paramilitärs der "Skorpion"-Einheit Mitte Juli 1995 sechs Gefangene aus Srebrenica hinrichteten. Filmaufnahmen dieser Hinrichtung waren bei internationalen Prozessen als Beweismittel gezeigt worden.
Der Gedächtnisstätte Srebrenica Memorial Centre zufolge wurden bereits mehr als 90 Massengräber mit Opfern des Massakers gefunden. Die Forscher gehen davon aus, dass viele der Leichen aus ihren ursprünglichen Massengräbern später wieder ausgegraben und an neuen Orten verscharrt wurden, um das Verbrechen zu verdecken. Der Verbleib von hunderten Opfern ist nach wie vor ungeklärt, neue Entdeckungen von Gräbern werden allerdings immer seltener. Holliday zufolge stammt die letzte Entdeckung aus dem Jahr 2016.