130 Tote in Moskau

Nach Terror-Anschlag: Putin schwört Rache

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Der Kreml-Chef spircht von einer "barbarischen Tat" und schiebt den Anschlag der Ukraine in die Schuhe.

Nach dem Anschlag auf Besucher einer Konzerthalle bei Moskau ist die Zahl der Todesopfer deutlich gestiegen. Die staatliche Ermittlungskomitee sprach am Samstag von mindestens 133 Toten, im Staatsfernsehen war zuvor von 143 Toten die Rede gewesen. Der Kreml vermeldete die Festnahme von elf Personen im Zusammenhang mit dem tödlichsten Anschlag in Russland seit 20 Jahren. Darunter seien auch die vier mutmaßlichen Attentäter, bei ihnen handle es sich nicht um Russen.

Putin bringt die Ukraine ins Spiel

Der russische Präsident Wladimir Putin nannte den Angriff in einer Fernsehansprache  eine "barbarische terroristische Tat". "Alle, die Menschen erschossen und getötet haben, wurden gefunden und festgenommen", so der Kreml-Chef.

Putin bringt dann die Ukraine ins Spiel. "Sie haben versucht, sich zu verstecken und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war." Auf die Tatsache, dass sich der Islamische Staat zu dem Anschlag bekannt hat, geht Putin in seiner Rede nicht ein.

Auch Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa verurteilte den Anschlag als terroristischen Angriff. "Wir wissen jetzt, in welchem Land diese verdammten Bastarde sich vor ihrer Verfolgung verstecken wollten: in der Ukraine", erklärte sie über den Kurznachrichtendienst Telegram.

Sicherheitsexperte Nico Lange  glaubt, dass Moskau nun Vergeltung üben werde. "Putin wird diese Anschläge ausnutzen, um innere Säuberungen vorzunehmen und möglicherweise auch, um noch mehr Brutalität und Unmenschlichkeit nach innen und nach außen zu rechtfertigen", so der Experte zur BILD. "Putin hat die Warnungen zu Terroranschlägen ignoriert und hat die innere Sicherheit zugunsten seines Krieges vernachlässigt." Der Kreml werde nun die Ukraine und den Westen für den Anschlag verantwortlich machen, um vom eigenen Versagen abzulenken.

USA hatten gewarnt

Die Geheimdienste der USA und anderer westlicher Länder hatten bereits Anfang März vor einem drohenden Anschlag gewarnt. Die US-Botschaft in Moskau schrieb am 7. März, sie verfolge Berichte, wonach Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzerte. Sie forderte Landsleute auf, Menschenmengen zu vermeiden und sich auch sonst achtsam zu verhalten.

Putin tat die Warnungen als westliche Provokation ab. Ziel solcher Warnungen des Westens sei es, die Lage in Russland zu destabilisieren, behauptete er Anfang der Woche bei einer Rede beim FSB.
 

Ukraine dementiert

Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR wies die Behauptungen deutlich zurück. Putins Anschuldigung sei eine "absolut falsche und absurde Aussage", sagte HUR-Vertreter Andrij Jussow am Samstag laut ukrainischen Medien. "Seit mehr als zwei Jahren dauert die Vollinvasion an, die Grenzgebiete sind voller feindlicher Truppen, Spezialagenten, Vertretern von Geheimdiensten und Sicherheitskräften. Die Grenzlinie ist vermint, sie wird mit allen Mitteln überwacht - darunter Luftaufklärung von beiden Seiten." Der Ukrainer fügte hinzu: "Natürlich kann diese Version keiner Kritik standhalten. Das versteht jeder auf der Welt, außer vielleicht der zombifizierten russischen Bevölkerung." Jussow beschuldigte den Kreml zudem, die Tragödie in Moskau nutzen zu wollen, um Repressionen im eigenen Land weiter zu verschärfen.

 
 

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