Die Verteidigungsminister wollen eine Strategie beschließen.
Die NATO stellt sich darauf ein, dass Kriege künftig auch im Weltraum entschieden werden könnten - zum Beispiel durch Angriffe auf strategisch wichtige Satelliten oder einen Einsatz von Waffen im All. Zur Vorbereitung will das Militärbündnis bei einem am Mittwoch beginnenden Verteidigungsministertreffen erstmals eine Weltraum-Strategie beschließen.
"Es ist wichtig, dass wir auch im Weltraum wachsam sind", erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag in Brüssel. Die NATO könne zu einem Schlüsselforum für den Austausch von Fähigkeiten und Informationen werden.
Abhängigkeit von Technik im All
Ende des Jahres könnte die NATO den Weltraum dann sogar zu einem eigenständigen Operationsgebiet erklären. Damit würden zusätzliche Ressourcen bereitgestellt und mögliche Angriffe aus dem Weltraum so behandelt wie bisher solche am Boden oder im Luft-, See- oder Cyberraum. Zuletzt hatten die NATO 2016 Cyber zum eigenständigen Einsatzgebiet erklärt, um sich besser gegen Hackerangriffe, die Stromnetze oder Kommunikationstechnik lahmlegen, wappnen zu können.
Ein Grund für die verstärkte Beschäftigung mit dem Thema Weltraum ist, dass die Nato immer mehr von Technik im All abhängig ist. Über Satelliten läuft die Kommunikation bei Militäreinsätzen, sie werden zur Aufklärung und Spionage sowie für Navigationssysteme genutzt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass ein Angriff auf Satelliten der NATO-Staaten ihre Verteidigungsfähigkeit erheblich einschränken könnte.
Angriffe auf Satelliten könnten öffentliches Leben lahmlegen
Hinzu kommt, dass Angriffe auf Satelliten im Fall eines Krieges genutzt werden könnten, um Teile des öffentlichen Lebens lahmzulegen. So könnten zum Beispiel die Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und der zivile Verkehr schwer beeinträchtigt werden.
Großmächte bauen Fähigkeiten aus
Neben dem NATO-Land USA haben zuletzt vor allem Staaten wie Russland, China und Indien ihre Fähigkeiten für Weltraumkriege erheblich ausgebaut. Indien testete zuletzt im Frühjahr durch das Abschießen eines eigenen Satelliten erfolgreich eine Anti-Satelliten-Rakete. Neben der Drohkulisse wird auch der dadurch entstandene Weltraumschrott als Gefahr gesehen. Teile könnten zum Beispiel die Internationale Raumstation ISS beschädigen.
Der deutsche Astronaut Matthias Maurer kritisierte Indiens Test damals scharf. "Einen Satelliten abzuschießen, um zu beweisen, dass man eine Weltraummacht ist, zeigt nur, dass man es nicht ist", schrieb er auf Twitter. "Keine verantwortungsvolle Weltraummacht trägt freiwillig zur Entstehung von Weltraumschrott bei!"
Dass Aufrufe gegen eine Militarisierung des Weltraumes, die grundsätzlich auch von der NATO mitgetragen werden, Wirksamkeit zeigen, ist allerdings fraglich. So hat US-Präsident Donald Trump erst im Dezember die Bildung des "United States Space Command" angeordnet. Ziel ist es, bis Ende 2020 eine "United States Space Force" als sechste US-Teilstreitkraft zu gründen.
Bei der NATO wird unter anderem darüber nachgedacht, ob Teile des zu erneuernden luftgestützten Frühwarn- und Leitsystems "Awacs" in Zukunft ins All verlagert werden könnten. Die Weltraum-Strategie des Bündnisses sei nicht das Ende, sondern erst der Anfang, sagt ein NATO-Experte.