Ministerpräsident Netanyahu und sein Herausforderer Gantz liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Einen Tag vor der Parlamentswahl in Israel setzen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und sein wichtigster Herausforderer, der ehemalige Generalstabschef Benny Gantz, verstärkt auf die Mobilisierung der unentschlossenen Wähler. Netanyahu warnte am Montag vor einem Sieg der Zentrums-Liste Blau-Weiß seines Rivalen und rief die Bürger zur Stimmabgabe für seine rechtsgerichtete Likud-Partei auf. "Wir müssen den Abstand reduzieren", sagte er der Nachrichtenwebsite Arutz Sheva.
Die Formation von Gantz sei "in dem Moment, in dem wir sprechen, die stärkste Partei", sagte Netanyahu. "Und sie werden eine Regierung bilden." Während des Wahlkampfs hatte der Regierungschef auf die Unerfahrenheit des Politikneulings Gantz hingewiesen. Er selbst verhandle dagegen auf Augenhöhe mit den Mächtigen der Welt wie US-Präsident Donald Trump.
Am Samstag hatte Netanyahu die Annexion jüdischer Siedlungsgebiete im Westjordanland angekündigt - ein Schritt, den viele Beobachter als Werben um Wähler am rechten Rand des politischen Spektrums interpretierten.
Gantz sprach von einem "verantwortungslosen" Versuch, Wählerstimmen einzusammeln. Auch die Bundesregierung wies die Pläne zurück. Diese stünden "klar im Widerspruch" zu den international vereinbarten Prinzipien einer verhandelten Friedenslösung, sagte eine Außenamtssprecherin am Montag in Berlin.
Der 59-jährige Ex-Armeechef Gantz gab sich inzwischen in einem Interview mit dem Militärradio siegesgewiss. "Ich glaube, wir werden die stärkste Partei sein," sagte er. "Es gibt ein Verlangen nach Veränderung, und es gibt eine Chance auf Veränderung."
Gantz hatte in seiner Kampagne Netanyahus Bestechungsskandale angeprangert und für den Fall seines Siegs "null Toleranz" gegen Korruption versprochen. Zugleich versuchte er, sich als Versöhner vom Amtsinhaber abzugrenzen.
Jüngste Umfragen vom Freitag hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Likud und Liste Blau-Weiß vorhergesagt. Insgesamt sind in der neuen Knesset 120 Sitze zu vergeben. Beide Listen konnten mit rund 30 Sitzen rechnen und wären damit auf Koalitionspartner angewiesen.
Die mehr als sechs Millionen wahlberechtigten Israelis können am Dienstag ab 07.00 Uhr (Ortszeit, 06.00 MESZ) ihre Stimme abgeben. Die Wahllokale schließen um 22.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 Uhr MESZ).