"Hässliches Gerippe"

Politiker fordern: Reste der Todesbrücke sollen weg

Teilen

Ministerpräsident Conte forderte höhere Entschädigungszahlen für Opfer .

Die Überreste der Unglücksbrücke in Genua sollen nach Ansicht von Politikern abgerissen werden. "Wir müssen so schnell wie möglich auf den Abriss von all dem, was von der Morandi-Brücke übrig geblieben ist, abzielen", sagte der Präsident der Region Ligurien und Kommissar für den Wiederaufbau, Giovanni Toti, am Mittwoch italienischen Nachrichtenagenturen zufolge.
 
Er nannte die Reste ein "hässliches Gerippe und ein hässliches Symbol". Besondere Sorgen bereitet vor allem der östliche Teil der Autobahnbrücke, die vor mehr als einer Woche in der italienischen Stadt eingestürzt war und 43 Menschen in den Tod gerissen hatte.
 

Rest der Brücke einsturzgefährdet

Der erhalten gebliebene Rest der Morandi-Brücke sei einsturzgefährdet und müsse entweder abgerissen oder rasch stabilisiert werden, wie die zuständige Behörde das Ergebnis eines technischen Berichts einer Kommission des Infrastrukturministeriums mitteilte. Unter der Brücke liegen einige Wohnhäuser, die bereits evakuiert wurden. Den Bewohnern der Häuser, die sich unter der Morandi-Brücke befinden, wurde verboten, weiterhin zusammen mit Personal des Zivilschutzes in ihre Wohnungen zurückzukehren, um persönliche Gegenstände zu holen. Aus Sicherheitsgründen sei dies nicht mehr möglich, berichteten italienische Medien.
 
Am Pfeiler, der den Rumpf der Brücke stützt, sei die Korrosion des Materials hochgradig vorangeschritten, sagte die Präfektin von Genua, Fiamma Spena. Nach Angaben der Feuerwehr von Montag waren am östlichen Rumpf auffällige Geräusche wahrgenommen worden. Von dem Pylon gehe Gefahr aus, sagte Spena, konnte aber nicht beantworten, ob ein Einsturz droht.
 

Debatte um Autobahnbetreiber

Der Brückenbetreiber Autostrade per l'Italia hatte angekündigt, innerhalb von acht Monaten eine neue Autobahn-Brücke zu bauen, sobald eine Genehmigung vorliege. Die Brücke war eine wichtige Verkehrsachse, ohne sie droht ein langer Verkehrskollaps.
 
In Italien tobt derzeit eine Debatte um die Verstaatlichung des privaten Autobahnbetreibers. Die Regierung in Rom hatte Autostrade die Schuld für den Einsturz gegeben. Der staatliche italienische Kreditgeber Cassa Depositi e Prestiti (CDP) könnte eine Kontrollbeteiligung an Autrostrade übernehmen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Dienstag.
 

Forderung von Ministerpräsident

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte forderte den Autobahnbetreiber zu deutlich höheren Entschädigungszahlungen für die Opfer auf. Den vom Infrastrukturkonzern Atlantia angebotenen Betrag von 500 Millionen Euro nannte der Regierungschef in der Zeitung "Il Corriere della Sera" vom Dienstag bescheiden. "Sie könnten das in der Zwischenzeit vervier- oder verfünffachen", sagte Conte. Zugleich kündigte er Strafen an. Die Regierung arbeite bereits daran. "Die Akte ist in meiner Tasche und war mit mir in diesen letzten Tagen unterwegs", sagte Conte.
 
Die Polizei durchsuchte unterdessen das Hauptquartier der Autobahngesellschaft. Dabei wurde für die Untersuchung zur Unglücksursache wichtiges Material gesammelt, berichtete die Polizei. Die Regierung in Rom wirft Autostrade vor, nicht für eine sichere Brückenstruktur gesorgt zu haben. Das Unternehmen ist für fast 3.000 Autobahnkilometer zuständig.
Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.