Alexy Nawalny

Putin-Gegner im Straflager "Polarwolf"

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Alexy Nawalny sitzt unter Horror- Bedingungen im Gefängnis in der Arktis. 

Wo ist Kremlkritiker Alexej Nawalny?", fragten seine Anhänger drei Wochen lang besorgt. Jetzt haben ihn seine Anwälte ausfindig gemacht. Er wurde aus dem Gefängnis "IK-6" in der Nähe Moskaus ins wohl schlimmste und härteste Straflager Russlands gebracht -ins Camp "IK-3", besser bekannt als "Polarwolf". Es liegt in Charp, 60 Kilometer nördlich des Polarkreises, mehr als 2000 Kilometer von Moskau entfernt. Das Camp ist der nördlichste und entlegenste Gulag Russland.

Nawalny war mehrere Wochen verschwunden

Todeszone. Charp ist eine kleine Siedlung. Kaum 5.000 Einwohner. Dauerfrost. Erz wird hier abgebaut. Unter heftigsten Bedingungen. Nur Schwerstkriminelle, die lebenslange Haft ausgefasst haben, werden normalerweise in diese Todeszone in der unwirtlichen Arktis verlegt.

Jetzt sitzt hier Putins-Erzfeind Nawalny. Er wurde zuletzt im Sommer wegen angeblichen Terrorismus zu 19 Jahren Haft verurteilt. Weitere Verfahren sind noch ausständig.

Abgeschirmt. Tagelang war sein Überstellungskonvoi unterwegs. Erst mit dem Bus nach Moskau, dann mit der Bahn weiter in Richtung Nord-Osten, zuletzt im gesicherten Transport-Flugzeug gemeinsam mit Mördern und Räubern in die Arktis.

Das Camp "Polarwolf" wurde gewählt, heißt es, weil Putins Machtapparat den schärfsten Gegner des Kremlchefs vor der entscheidenden Präsidenten-Wahl am 17. März 2024 komplett isolieren wollten. Nawalnys Nähe zu Moskau wäre für Putin wohl zu riskant gewesen.

Minus 40 Grad. Über den Gulag selbst ist nur wenig bekannt. Kleine Einzelzelle. Kein Fenster. Kontakt zur Aussenwelt gibt es nicht. Die Bedingungen sind brutal. Besuch ist nur ein Mal pro Jahr. Eine Flucht aus der Kolonnie ist beinahe ausgeschlossen. Charp ist nur per Flugzeug erreichbar. Staßen gibt es keine. Normalerweise herrschen hier Temperaturen bis zu minus 40 Grad.

Gebrochen wirkt der Politiker dennoch nicht. Es gehe ihm "gut", so seine Sprecherin Kira Jarmisch. Nawalny selbst lässt ausrichten: "Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich bin total erleichtert, dass ich es endlich geschafft habe". Die Verlegung zum neuen Haftort sei "ziemlich anstrengend" gewesen. Auch habe er nicht damit gerechnet, von seinen Angehörigen vor Mitte Jänner gefunden zu werden: "Deshalb war ich überrascht, als sich jetzt die Zellentür öffnete und man mir sagte: 'Ein Anwalt ist für dich da'", so der Kämpfer.

"Flauschige Schäferhunde als Bewacher"

Außer einer schneebedeckten und als Hof genutzten Nachbarzelle und einem Zaun vor seinem Fenster habe er bisher wenig von seiner Umgebung gesehen: "Leider gibt es keine Rentiere, aber es gibt riesige flauschige und sehr schöne, scharfe Schäferhunde", schreibt er.

Giftanschlag. Nawalny gilt als schärfster Gegner Putins. Regelmäßig deckte er in seinem Bliod die Korruption um Putins Machtcliuque auf. Im August 2020 wurde schließlich ein Giftanschlag auf ihn mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok verübt. Bei einem Flug von Tomsk nach Moskau klagte er über Übelkeit , verlor das Bewusstsein. Nach einer Notlandung in Omsk wurde er in die Berliner Charité eingeliefert, Fünf Monate behandelten ihn die Ärzte in Berlin. Trotz vieler Warnungen kehrte Nawalny am 17. Januar 2021 nach Russland zurück. Noh am Flughafen wurde er von russischen Sicherheitsbehörden verhaftet. Seither folgten mehrefre Prozesse und schließlich die Verurteilung zu 19 Jahren Straflager.

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