Theo Albrecht wurde 88 Jahre alt. Der Aldi-Gründer machte ein Mrd.-Vermögen.
Der Unternehmer und Aldi-Gründer Theo Albrecht ist vergangenen Samstag im Alter von 88 Jahren in Essen gestorben, bestätigte die Unternehmensgruppe Aldi Nord einen entsprechenden Bericht des "Spiegel Online" vom Mittwoch. Heute wurde er im engsten Familienkreis beigesetzt. Albrecht war eine prägende Figur der deutschen Unternehmens-Landschaft, das Vermögen des drittreichsten Deutschen wird laut jüngster "Forbes"-Liste auf 16,7 Mrd. Dollar (12,81 Mrd. Euro) geschätzt.
Pflegefall nach Sturz
Albrecht soll schon seit langem schwer
krank gewesen sein. Im vergangenen Sommer verbrachte er nach einem Sturz
mehrere Wochen im Krankenhaus, erholte sich aber nicht vollständig davon und
soll bis zuletzt ein Pflegefall gewesen sein.
Den Grundstein für das Unternehmen legte Theo gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Karl im Jahr 1948, als er den kleinen Lebensmittelladen seiner Mutter übernahm. Ab 1961 wurde daraus "Albrechts Discount" - kurz Aldi. Binnen eines halben Jahrhunderts formten die beiden Brüder daraus einen Milliardenkonzern, der die deutsche, aber auch die internationale Handelslandschaft nachhaltig veränderte.
Discount-Strategie erfunden
Grund dafür war vor allem das Credo
der beiden Brüder, das sich streng nach der Maxime richtete: "Beste Qualität
zum günstigsten Preis". Die beiden gelten als Erfinder der sogenannten
Discount-Strategie: Aldi bietet bis heute ein überschaubares Sortiment an
Lebensmitteln und Haushaltswaren, verzichtet aber auf umfangreiche
Marketingaktionen und repräsentable Filialen.
Der Jahresumsatz von Aldi Süd - zu dem auch der österreichische Lebensmitteldiskonter Hofer zählt - wird auf 28 Mrd. Euro geschätzt, der von Aldi Nord auf 25 Mrd. Euro. Der Konzern gilt trotz der Konkurrenz durch Nachahmer wie Lidl und Netto als die Nummer eins der Diskonter.
Hofer: 7.000 Mitarbeiter
In Österreich ist Hofer mit einem
Marktanteil von 19,8 Prozent die Nummer drei im Lebensmittelhandel hinter
Rewe (Adeg, Billa, Merkur, Penny) und Spar. Der Diskonter ist hierzulande
mit mehr als 400 Filialen vertreten. Branchenkenner schätzten den Umsatz
zuletzt auf 3,2 Mrd. Euro. Insgesamt beschäftigt Hofer in Österreich rund
7.000 Mitarbeiter.
Berühmt wurde der Handelsriese durch den sogenannten Aldi-Äquator, da sich die beiden Brüder nicht nur ihr Unternehmen, sondern auch Deutschland aufgeteilt haben. Theo Albrecht übernahm den Norden (Aldi Nord), Karl Albrecht den Süden (Aldi Süd). Formal-juristisch sind die beiden Unternehmen, die jeweils in rund 30 Regionalgesellschaften untergliedert sind, unabhängig. Branchenkennern zufolge arbeitet man aber trotzdem eng zusammen, wenn es etwa um die Weiterentwicklung des Angebots, Produktion und Einkauf geht. Die Gewinne fließen in zwei Familienstiftungen.
Ausgefallene Hobbies
Albrecht sammelte historische
Schreibmaschinen, züchtete Orchideen und spielte Golf. Mit seiner Frau Cilly
war er seit 1949 verheiratet. Das Paar hatte zwei Söhne, Theo Junior (59)
und Berthold (56) - beide sind ebenfalls im Aldi-Imperium tätig. Aldi Nord
wird seit dem Ausscheiden des Gründers vor mehreren Jahren von einem
externen Manager geleitet.
Gelernt hatte Albrecht im Lebensmittelladen seiner Mutter in Essen, sein Vater war Bäckermeister. Das Geschäft der Mutter diente den beiden Brüdern 1948 als Grundlage für ihre Geschäftsidee. Sehr viel mehr Privates ist über den Unternehmer nicht bekannt, sowohl bei Fragen zum Unternehmen als auch zum Privatleben war Albrecht verschwiegen. Die letzten Bilder der Aldi-Brüder wurden in den 80er Jahren aufgenommen.
Entführung im Jahr 1971
Als Grund für die Verschwiegenheit
wird gemeinhin die Entführung Theo Albrechts angegeben, der im Jahr 1971 von
einem Düsseldorfer Rechtsanwalt und einem Kleinkriminellen 17 Tage lang
gefangen gehalten wurde - und erst nach der Zahlung von 7 Mio. Mark
freigelassen wurde. Es war damals die höchste Lösegeldsumme, die bis dahin
je in der Bundesrepublik Deutschland gezahlt wurde. Die Täter wurden gefasst
und 1973 zu jeweils achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Theo Albrecht
versuchte später vor Gericht, die steuerliche Absetzbarkeit der
Lösegeldsumme als Sonderausgabe durchzusetzen.