"Ich bekomme keine Luft" - das Video eines Polizeieinsatzes gegen einen 15-jährigen Sccoter-Fahrer bringt die Hamburger Polizei in Bedrängnis.
Das verstörende Video aus Hamburg kursiert seit Montagabend in den Sozialen Netzwerken. Seitdem sorgt es für reichlich Diskussionen unter den Usern. Mehrere Polizisten umzingeln einen Jugendlichen. erst waren es vier Beamte, dann acht. Der Teenie steht mit dem Rücken zu einer Wand. Ein Polizist greift ihm an den Hals, der andere droht mit dem Schlagstock. Nachdem er die Polizisten geschubst hat, wird er niedergerungen und fixiert. Immer wieder hört man den erst 15-Jährigen sagen: "Ich bekomme keine Luft". Der vermeintlich banale Grund für den Einsatz: der Bursch fuhr zum wiederholten Mal mit einem E-Roller auf dem Gehsteig und wollte nicht ausweichen, berichtet die "Hamburger Morgenpost".
Schockierte Zeugen filmten den Einsatz und versuchten zu intervenieren. "Das ist noch nicht normal! Leute, bleibt doch mal ruhig! Was macht ihr da? Er ist 15 Jahre alt!", ist eine Frau in dem Video zu hören.
Der 15 Jährige ist heute in Hamburg auf dem Gehweg Scooter gefahren. Als er nicht schnell genug abgestiegen ist ging die Herrenmenschen Show los. pic.twitter.com/oldcaNB7aZ
— Yerim Seni Avrupa (@yerimseniavrupa) August 17, 2020
Das sagt die Polizei
Nach der anhaltenden Kritik in den Sozialen Medien meldete sich die Polizei Hamburg in einer Aussendung zu Wort. "Der Jugendliche kam der Aufforderung sich auszuweisen nicht nach und nahm auch andere alternative Angebote, die zur Feststellung seiner Identität führen würden nicht an. Da angenommen wurde, er könne ein Schüler einer nahe gelegenen Schule sein, wurde ihm angeboten, seine Personalien dort bestätigen zu lassen", hieß es darin. Allerdings soll er sich weiter geweigert haben, seine Personalien aufzugeben. "Im weiteren Verlauf versuchen die Beamten mit einfacher körperlicher Gewalt gegen den sehr großen und starken Jugendlichen vorzugehen und ihn mit zum Polizeikommissariat zu nehmen. Dem Jugendlichen wurde dabei mehrfach angedroht, dass gegen ihn auch Pfefferspray eingesetzt wird, was letztlich auch geschah. Danach gelang es den Beamten, den Jugendlichen zu Boden zu führen und zu fesseln. Dabei wurden die Einsatztechniken so kontrolliert, dass es dem Jugendlichen jederzeit möglich war, zu atmen", berichtet die Exekutive. Als er anschließend in eine naheliegende Polizeistation gebracht wurde, wurde er auch medizinisch untersucht. Verletzungen soll er keine aufgewiesen haben. Gegen den Jugendlichen wurde ein Strafverfahren wegen Widerstands eingeleitet. Während der Amtshandlung wurde ein Beamter leicht verletzt.
Erinnerungen an George Floyd
Die Szenen erinnern an den tragischen Tod von dem US-Amerikaner George Floyd. Der Afroamerikaner kam am 25. Mai diesen Jahres bei einer Festnahme in Minneapolis ums Leben. Ein Polizist kniete über 8 Minuten mit seinem Knie auf dem Hals des 46-Jährigen. Selbst als er ohnmächtig wurde, ließ der Cop nicht ab. Floyd starb wenig später an den Folgen der Polizeigewalt. "I can't breathe" (deutsch: "Ich kann nicht atmen"), jener Satz, edn Floyd mehrmals aussprach, wurde zu einem Synonym für die folgenden Proteste und die "Black Lives Matter"-Bewegung.