Jihadisten nutzen Vakuum für Planung neuer Anschläge im Westen
Der IS hat laut einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums die türkische Offensive in Nordsyrien genutzt. "Der IS hat den türkischen Einmarsch und den darauf folgenden Rückzug der US-Truppen genutzt, um sein Potenzial und seine Ressourcen in Syrien wiederherzustellen und seine Fähigkeiten zu stärken, Anschläge im Ausland zu planen", warnte der Generalinspektor im US-Verteidigungsministerium.
Sicherheitsvakuum
Das Büro des Generalinspektors ist eine unabhängige Institution für interne Untersuchungen im Pentagon und stützt sich in dem Bericht auf Informationen des Militärgeheimdiensts DIA. Er warnte am Dienstag, die Jihadisten-Miliz werde wohl das durch die türkische Offensive gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) entstandene Sicherheitsvakuum in Nordsyrien nutzen, um den Westen anzugreifen und seine Ableger und Netzwerke in der Welt zu unterstützen.
Langfristig werde er "wahrscheinlich anstreben, die Kontrolle über einige Bevölkerungszentren in Syrien zurückzuerlangen und seinen globalen Fußabdruck zu erweitern", schrieb der Generalinspekteur in dem Bericht weiter. Die Tötung des IS-Führers Abu Bakr al-Baghdadi Ende Oktober bei einem Einsatz der US-Spezialkräfte im Nordwesten Syriens werde "wahrscheinlich nur geringe Auswirkungen auf die Fähigkeit des IS haben, sich neu zu sammeln".
Schläferzellen
Der Bericht warnte, dass die IS-Miliz bereits ihre "Schläferzellen aktiviert hat, um die Angriffe" auf die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) in Nordsyrien zu verstärken. Das von der YPG-Miliz dominierte kurdisch-arabische Bündnis habe im dritten Quartal 100.000 Kämpfer gehabt. Das US-Militär liefere ihnen weiter Waffen, habe jedoch die Ausbildung der SDF-Kämpfer nach dem Abzug der US-Truppen eingestellt, schrieb der Generalinspektor.
Die USA hatten die SDF über Jahre im Kampf gegen die IS-Miliz mit Waffen, Luftangriffen und Spezialkräften unterstützt. Bei dem NATO-Partner Türkei stieß dies auf scharfe Kritik, da die YPG eng verbunden ist mit den kurdischen PKK-Rebellen in der Türkei. Auf Drängen von Präsident Recep Tayyip Erdogan ordnete US-Präsident Donald Trump Anfang Oktober den Abzug aller Truppen an und machte damit den Weg für die türkische Offensive frei.
Angesichts scharfer Kritik aus seiner eigenen Partei revidierte Trump die Entscheidung später wieder zum Teil und ordnete an, dass mehrere hundert US-Soldaten im Nordosten Syriens bleiben, um die von den SDF kontrollierten Ölfelder zu schützen.