Analyse

"Stormy"-Prozess gegen Donald Trump versinkt im Sex-Morast

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„Stormy“ hat den Trump-Prozess im Alleingang fast verweht.  

Pornostar Stormy Daniels stellte den Angeklagten Donald Trump beim New Yorker Strafprozess in allen hochnotpeinlichen Details über ein angebliches Sextreffen in 2006 bloß – doch könnte ihn unabsichtlich auch vor der Verurteilung gerettet haben. 

Die bizarren Momente im Gerichtssaal 1530 des New Yorker Strafgerichts werden von einigen Prozess-Beobachtern schon als Justiz-Schande bewertet.

Stormy tischte peinliche Sex-Details auf

Die Anklage ließ ihrer Kronzeugin freien Lauf mit ihren hoch blamablen Ausführungen über den, wie sie behauptet, Beischlaf mit dem gegenwärtigen Präsidentschaftskandidaten. Akribisch erzählte sie, wie sie Trumps Bodyguard bei einem Golfturnier in Lake Tahoe zum „Dinner“ mit dem damaligen Immobilienunternehmer einlud. 

Wie sie in seiner riesigen Hotelsuite über die Pornobranche redeten. Sie ihm mit einem zusammengerollten Magazin auf den Hintern klatschte. Daniels beschrieb seine Toiletten-Tasche, das goldene Maniküre-Set, das „Old Spice“-Deo. Sie erzählte, wie er in Boxershorts am Bett lag, als sie vom Klo kam und sie zum Sex überredete.

Missionars-Stellung...

Wie der Kondom-lose Geschlechtsverkehr in der Missionars-Stellung nicht lange dauerte und sie dabei gegen die Decke starrte. Wie sie danach beim Anziehen zitterte. Nicht genug: Sie plauderte auch über den Small-Talk, als er ihr erzählte, er und Gattin Melania würden in verschiedenen Betten schlafen. Und dass sie ihn an seine Tochter Ivanka erinnere. 

Trump saß wenige Meter von ihr entfernt, murmelte „Bullshit“ und schüttelte den Kopf.

Prozessbeobachtern dämmerte: Bei dieser Flut an Sexdetails ging es weniger um juristische Gerechtigkeit, sondern um die Bloßstellung des Republikaner-Kandidaten. Denn er ist natürlich nicht angeklagt wegen eines Seitensprungs. Und eigentlich auch nicht wegen der späteren Schweigegeld-Zahlung von 130.000 Dollar, damit Daniels im Wahlkampf 2016 die Klappe hält. Staatsanwalt Alvin Bragg will Trump wegen der Verschleierung der Rückzahlung an seinen Anwalt Michael Cohen, der das Geld vorgestreckt hatte, einen Strick drehen: Denn dabei sollen Geschäftsunterlagen „gefälscht“ worden sein. 

Schon die Anklage ist schwammig

Aber diesbezüglich geriet die Anklage schwammig – und fast „experimentell“, so Kritiker: Denn solche Handlungen sind bloß ein Vergehen. Um sie zu den 34, mit Haft bedrohten Verbrechens-Anklagepunkten „aufzumotzen“, muss die „Jury“ zur Ansicht gelangen, dass durch den „Cover-up“ Verbrechen ermöglicht wurden. Welche? Das wurde von der Anklage noch gar nicht präzisiert. Vage ist die Rede von New Yorker Wahl- und Steuergesetzen.

Trumps Verteidiger pochten nach dem Skandal um Stormys Sexaussage prompt auf eine sofortige Einstellung des Verfahrens. Trump-Anwalt Todd Blanche argumentierte, dass all die peinlichen Details nichts mit dem Verfahren zu tun haben und es nun für die Jury unmöglich sei, „ein faires Urteil zu fällen“.

Trump beklagt "Hexenjagd"

Richter Juan Merchan lehnte den Prozess-Stopp („Mistrial“) ab, gab aber zu, dass die Zeugin „schwer zu kontrollieren“ war. Dass er diese Posse im Zeugenstand zuließ, ist auch ein blaues Auge für ihn. 

Trumps Mantra über eine juristische „Hexenjagd“ klang bisher eher hohl. Doch so wie der New Yorker Strafprozess im Morast unnötiger Sexenthüllungen versinkt, werden seine Beschwerden glaubhafter. 

Die New Yorker Justiz steht vor einem Scherbenhaufen. (bah)

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