Bei einem Anschlag auf einen Christkindlmarkt starben mindestens zwei Menschen.
Die Ermittler gehen bei dem tödlichen Anschlag in Straßburg von einem terroristischen Hintergrund aus. Zeugen des Straßburger Anschlags haben den Angreifer "Allahu Akbar" (Allah ist groß) rufen hören, sagte der Pariser Antiterror-Staatsanwalt Remi Heitz am Mittwoch in Straßburg.
Angesichts des Zielorts, seiner Vorgehensweise und der Zeugenaussagen habe die Antiterrorabteilung der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.
Zwei Menschen sind nach Angaben des Chefermittlers ums Leben gekommen. Eine weitere Person sei hirntot. Zwölf Menschen wurden verletzt, sechs von ihnen sehr schwer.
Spur führt auch an den Bodensee
Der gesuchte Terrorverdächtige ist 29 Jahre alt und stammt aus Straßburg. Der Mann heiße Cherif C. und soll sich in Haft radikalisiert haben, so der Chef-Ermittler weiter. Der Kleinkriminelle sei bereits 27-mal wegen diverser Taten verurteilt worden, die er in Deutschland, Frankreich und der Schweiz verübt hatte. Dabei führt seine Spur an den Bodensee. Am Amtsgericht Singen wurde er 2016 wegen schweren Diebstahls verurteilt, in Konstanz saß er in U-Haft und inhaftiert wurde er in Freiburg. Der mehrfach vorbestrafte Angreifer soll sich im Gefängnis islamistisch radikalisiert haben.
Terror am Weihnachtsmarkt
Der Mann schoss am Dienstagabend mitten in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt um sich. Er habe eine Handfeuerwaffe und ein Messer dabeigehabt. "Auf seinem Weg hat er mehrfach das Feuer mit einer Handfeuerwaffe eröffnet und ein Messer benutzt, mit dem er getötet und schwer verletzt hat", sagte Heitz.
Anschließend flüchtete er, lieferte sich aber noch zwei Schusswechsel mit Sicherheitskräften. Er sei dabei verletzt worden, hieß es. Am Mittwoch zu Mittag war er noch nicht gefasst.
Tourist kam ums Leben
Der Mann habe am Dienstagabend mitten in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt um sich geschossen. Er habe eine Handfeuerwaffe und ein Messer dabeigehabt. "Auf seinem Weg hat er mehrfach das Feuer mit einer Handfeuerwaffe eröffnet und ein Messer benutzt, mit dem er getötet und schwer verletzt hat", sagte Heitz.
Unter den Todesopfern ist ein 45 Jahre alter Tourist aus Thailand, wie das Außenministerium in Bangkok bestätigte. Nach Medienberichten starb er durch einen Schuss in den Kopf. Sechs Menschen erlitten sehr schwere Verletzungen. Österreicher oder Deutsche sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht unter den Opfern.
Vier Menschen aus Täter-Umfeld in Gewahrsam
Nach der Tat flüchtete der Angreifer, lieferte sich aber noch zwei Schusswechsel mit Sicherheitskräften. Nach dem Anschlag haben Ermittler vier Menschen aus dem Umfeld des 29 Jahre alten Tatverdächtigen in Gewahrsam genommen. Deutsche Sicherheitsbehörden suchen mit nach dem Täter und fahnden auch nach dessen Bruder Sami C.. Das Innenministerium in Paris schloss nicht aus, dass der Täter nach Deutschland geflüchtet sein könnte.
Die beiden französischen Staatsbürger mit nordafrikanischen Wurzeln wohnten nach Informationen aus Sicherheitskreisen zuletzt in Straßburg. Sie würden in Frankreich als radikalisiert eingestuft und dem Straßburger Islamistenmilieu zugerechnet, sagte ein hochrangiger Sicherheitsexperte dem Berliner "Tagesspiegel".
In Deutschland tauchen die beiden Namen allerdings nach dpa-Informationen nicht in der Datei für islamistische Gefährder auf. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Registrierungsschwelle in Frankreichs "Fiche S"-Akte sei deutlich niedriger als für die Aufnahme in die deutsche Gefährderdatei. Der Straßburger Angreifer wurde in dieser Datei gelistet.
Täter auf Flucht von Polizisten angeschossen
Der Täter wurde nach Angaben des Staatsanwalts vor seiner Flucht von Soldaten verletzt. Er entkam mit einem Taxi. Über 600 Einsatzkräfte und mehrere Hubschrauber seien an der Fahndung beteiligt, hieß es. Die deutsche Bundespolizei kontrollierte mehrere Grenzübergänge von Deutschland nach Frankreich.
Der mutmaßliche Attentäter hatte wegen schweren Diebstahls von Anfang 2016 bis Februar 2017 in Deutschland eine Haftstrafe verbüßt - zuerst in Konstanz. Nach Informationen des "Tagesspiegels" wurde er später in die Justizvollzugsanstalt Freiburg verlegt. Im Februar 2017 wurde er nach Frankreich abgeschoben. Er wurde nach Medienberichten schon vor dem Attentat auch wegen eines versuchten Tötungsdeliktes gesucht.
Bereits am Dienstagmorgen wollten ihn Einsatzkräfte deswegen verhaften - trafen ihn zu Hause jedoch nicht an, wie der Staatssekretär im Innenministerium, Laurent Nunez, erklärte. Bei dieser Aktion seien fünf Menschen festgenommen worden, die aber nichts mit dem anschließenden Anschlag zu tun gehabt hätten.
Höchste Sicherheitswarnstufe
Frankreichs Regierung ließ nach dem Anschlag die höchste nationale Sicherheitswarnstufe ausrufen. In Straßburg blieb der Weihnachtsmarkt am Mittwoch geschlossen. Der Unterricht an Volksschulen und Vorschulen wurde ausgesetzt. Die Elsass-Metrople unweit der Grenze zu Deutschland ist bei Touristen gerade in der Weihnachtszeit sehr beliebt - Zehntausende kommen pro Tag. Zusammen mit dem Weihnachtsmarkt in Dresden zählt der Straßburger Weihnachtsmarkt zu den ältesten Europas.
"Solidarität der gesamten Nation für Straßburg, unsere Opfer und ihre Familien", schrieb Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron auf Twitter. Macron hatte in der Nacht auf Mittwoch in Paris eine Krisensitzung einberufen. "Die terroristische Bedrohung ist immer noch im Herzen des Lebens unserer Nation", zitierte Regierungssprecher Benjamin Griveaux den Präsidenten am Mittwoch anschließend. Macron erinnerte damit daran, dass Frankreich in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel von islamistisch motivierten Terroranschlägen geworden war, die fast 250 Menschen das Leben kosteten.
EU-Parlament gedenkt Opfern
Das Europaparlament in Straßburg begann seine Sitzung am Mittwoch im Gedenken an die Opfer. "Das war ein krimineller Anschlag auf den Frieden", sagte Parlamentspräsident Antonio Tajani zum Auftakt der Sitzung. "Wir stehen auf der Seite der Familien der Opfer." Das Parlament war Dienstagabend zwischenzeitlich abgeriegelt worden. Über Stunden hinweg durfte niemand das Gebäude verlassen, Mitarbeiter wurden per Handy-Kurznachricht und Mail gewarnt. Erst am frühen Mittwochmorgen durften sich Abgeordnete und Mitarbeiter auf den Heimweg machen.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb auf Twitter: "Meine Gedanken sind bei den Opfern der Schießerei in Straßburg, die ich mit großer Entschiedenheit verurteile." Straßburg sei eine symbolische Stadt für den Frieden und die europäische Demokratie. "Werte, die wir immer verteidigen werden."