Proteste gegen Mubarak

Tote bei Aufstand in Ägypten

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Die Proteste gegen Präsident Mubarak eskalieren: Es gab Tote und Verletzte.

In Ägypten reißen die Proteste gegen Präsident Hosni Mubarak auch den dritten Tag in Folge nicht ab. In der Nacht zum Donnerstag versammelten sich kleinere Gruppen von Demonstranten in der Hauptstadt Kairo und in Suez. Polizeikräfte versuchten, sie auseinanderzutreiben. In Aufrufen im Internet wurden weitere Demonstrationen nach den Freitagsgebeten angekündigt.

Bei den Unruhen starben bisher mehrere Menschen. Das jüngste Opfer ist bei Zusammenstößen in der Ortschaft Scheich Suwajed im Norden der Sinai-Halbinsel von der Polizei getötet worden.

Demonstranten zünden Polizeiwache in Suez an
Das Gebäude sei am Donnerstagmorgen mit Molotow-Cocktails angegriffen worden, berichtete ein Zeuge. Die Beamten hätten die Flucht ergriffen. Dutzende Menschen forderten zudem die Freilassung ihrer bei Demonstrationen festgenommenen Verwandten.

Spindelegger: "Gespannte Lage"
Außenminister Michael Spindelegger sorgt sich um die hunderten österreichischen Urlauber im Land. Für eine Reisewarnung sei es zwar noch zu früh, das Außenministerium verfolge die "gespannte Lage" in Ägypten aber besonders aufmerksam, sagte Spindelegger am Donnerstag am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Spindelegger verwies auf das Beispiel Tunesien, wo sich die Proteste "innerhalb eines Tages zum Flächenbrand entwickelt" hätten.

1.300 Österreicher auf Urlaub
Nach Informationen des Außenministeriums halten sich derzeit 1.300 österreichische Urlauber in den ägyptischen Touristenzentren Luxor, Hurghada und Sharm el-Sheikh auf. Spindelegger sagte, dass das Außenministerium "stündlich" Informationen aus den Botschaften in der Region erhalte und diese angewiesen worden seien, alle ihre Pläne "zu überprüfen". Allerdings gehe der potenzielle Evakuierungsbedarf "weit über unsere Kapazitäten hinaus".

Massenproteste
Am Mittwoch waren erneut Tausende Menschen in Kairo und anderen Städten auf die Straße gegangen. Sie forderten den Rücktritt Mubaraks, der seit 1981 regiert. Polizisten feuerten Augenzeugen zufolge mit Gummigeschossen in die Menge und schlugen mit Gummiknüppeln zu. Demonstranten zündeten Reifen an und warfen Steine auf die Polizei. In Suez setzten sie ein Regierungsgebäude in Brand.

Proteste gehen weiter
Auch für Donnerstag wurden weitere Proteste erwartet, zu denen vor allem die pro-demokratische "Bewegung des 6. April" aufrief. Donnerstag werde "kein Urlaubstag werden", erklärte die Gruppe auf ihrer Seite in dem Internet-Netzwerk Facebook. "Die Aktion auf den Straßen wird weitergehen."

Tote
Bei den Unruhen, die auf das erfolgreiche Aufbegehren der Tunesier gegen ihren Staatschef Zine el-Abidine Ben Ali folgen, starben bisher mindestens sechs Menschen.

In der Nacht auf Donnerstag waren nach Angaben von Krankenhausärzten bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei in Kairo und Suez ein Polizist und ein Demonstrant getötet worden. Dies wurde vom Innenministerium jedoch zunächst nicht bestätigt. Angehörige eines 27 Jahre alten Mannes, der sich in der Provinz Nord-Sinai an den Protesten beteiligt hatte, erklärten, er sei durch Schläge und Tränengas ums Leben gekommen. Aus Sicherheitskreisen hieß es dagegen, er habe Selbstmord begangen.

Festnahmen
Seit Dienstag seien landesweit mindestens tausend Menschen in Gewahrsam genommen worden, sagte ein Vertreter der Sicherheitskräfte am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.

Führung ratlos
Die Führung unter Präsident Hosni Mubarak schweigt weiter zu den anhaltenden Protesten. Das einzige Zugeständnis war am Donnerstag eine Meldung der staatlichen Medien, wonach das Parlament am kommenden Sonntag über Maßnahmen zur Armutsbekämpfung debattieren soll sowie über eine Anhebung des staatlichen Mindestlohnes und eine bessere Gesundheitsversorgung. Die Führung ist bemüht, die Demonstrationen nicht als politische Herausforderung zu betrachten, sondern als Sicherheitsproblem.

Börsenhandel ausgesetzt
Vor dem Hintergrund der politischen Proteste wurde der Handel an der Börse von Kairo am Donnerstag ausgesetzt. Zuvor waren die Kurse innerhalb von 15 Minuten um 6,25 % abgestürzt.



 

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