Corona-Infektion

Trump positiv auf Wahlkampftour?

Teilen

Trump liegt in der Klinik, wird mit dem Corona-Mittel Remdesivir und einem Antikörper-Cocktail behandelt.

Washington. Seit Freitagabend ist der 74-Jährige ­wegen seiner Corona-Infektion in einem Sondertrakt des Walter Reed Medical Centers in Washington. Laut Trumps Leibarzt Sean Conley erhielt er einen An­tikörper-Cocktail und das Mittel Remdesivir. Er benötigt vorerst keinen zusätz­lichen Sauerstoff. Während der US-Sender CNN berichtet, dass der ­Zustand des Präsidenten „weiterhin ernst“ sei, beschwichtigt sein Arzt: „Dem Präsident geht es aktuell sehr gut“, so der Mediziner am Samstag: „Er leidet an einem milden Husten, wird überwacht, hat kein Fieber.“

Wie lange Trump im Spital bleiben muss, wollte der Arzt nicht sagen: „Wir treffen unsere Entscheidungen täglich neu.“ Zu Meldungen über Atemnot sagte er: „Er hat keine Atempro­bleme. Wir bleiben vorerst verhalten optimistisch.“

Trump bedankt sich per Twitter bei Spitalpersonal

Auch Trump meldete sich nach Tagen per Twitter, bedankte sich beim medizi­nischen Personal, erwähnte „enorme Fortschritte im Kampf gegen diese Pest“: „Mir geht’s gut.“

Verwirrung. Trumps Arzt Conley gibt in Bezug auf den Zeitpunkt der Diagnose des Präsidenten Rätsel auf. Erst meinte er, sie wäre 72 Stunden zurückgelegen. Demnach hätte Trump bereits am Mittwoch gewusst, dass er coronapositiv ist – mit diesem Wissen hätte er die Wahlkampftour in Min­nesota fortgesetzt. Später korrigierte sich Conley und sprach von 48 Stunden. Demnach habe er erst am Donnerstag die Dia­gnose erhalten. Am Ende hätten beide Zeitangaben nicht gestimmt, meinte Conley, man hätte jeweils einfach den zweiten und dritten Tag gemeint.

Den ersten Antikörper-Cocktail hätte Trump dann am Freitag bekommen.

„Krieger“. Im Umfeld von Trump werden jedenfalls mehr Infektionen bekannt. Neben Melania sind mindestens sieben Personen ­positiv, darunter auch Wahlkampfchef Bill Stepien und die repu­blikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel. Tochter Ivanka twitterte: „Du bist ein Krieger.“

Superspreader-Event: Covid-Cluster im Weißen Haus

Hat sich Trump bei der Vorstellung von Richterin Amy Coney Barrett angesteckt?

Trump hat zuletzt Dutzende Termine absolviert – ohne Maske. Hope Hicks, seine Sprecherin (positiv), war stets dabei. So auch bei der Nominierung von Amy Coney Barrett (48) im Rosengarten des Weißen Hauses. Dicht an dicht saßen Gäste. Trump hatte die Juristin am vergangenen Samstag für das höchste Richteramt vorgeschlagen. Seitdem sind zumindest sieben Teilnehmer positiv auf das Coronavirus getestet worden. Darunter John Jenkins, Präsident der University of Notre Dame, sowie Kellyanne Conway, Trumps frühere Wahlkampf-Chefin. Auch Conways Tochter Claudia ist ­positiv. Sie postete über Trump: „Stück Sch…!“

Corona-Mittel Remdesivir gegen Lungen-Probleme

Trump ist ein Risikopatient. Wie ihn die Ärzte im Militärspital jetzt behandeln.

Trump ist adipös. Sein schlechter Body-Mass-Index (Bauchhöhlenfett) könnte zu einem aggressiven Verlauf der Infektion führen. Derzeit erhält er Remdesivir, ein Medikament, das ursprünglich zur Bekämpfung von Ebola erfunden wurde. Zusätzlich wird er mit einer Antikörper­therapie behandelt. Remdesivir wird auch in Österreich eingesetzt. Es hemmt ein Enzym, das für die Vermehrung der Viren zuständig ist. Durchschnittlich haben Patienten, die mit Remdesivir behandelt werden, eine Genesungszeit von elf Tagen. Wird der Patient künstlich be­amtet, kann Remdesivir nicht mehr eingesetzt werden.

Klinik-Chef: "Trump bekommt Antikörper-Cocktail"

ÖSTERREICH: Trump wird mit ­Remdesivir behandelt. Was bewirkt das Medikament?

Richard Greil: Remdesivir  wird vor allem in einer früheren Phase verabreicht, bei Patienten, die noch nicht schwer erkrankt sind und beatmet werden müssen. Es vermindert die Virusvermehrung und hält damit die Schäden am Lungengewebe zurück. Offensichtlich hat er auch Plasma bekommen, einen Antikörper-Cocktail von Patienten, die bereits eine Infektion überstanden haben. Es findet eine aggressive Präventivtherapie statt.

ÖSTERREICH: Wann kommt Trump zurück?

Greil: Uneinschätzbar. Ist es ein unkomplizierter Krankheitsverlauf, dann wäre ein weiteres TV-Duell möglich. Die Krankheit macht allerdings deutlich länger Symptome. Ursprünglich glaubte man, das wäre ein bis zwei Wochen nach Verschwinden der Infektion vorbei. Das ist aber nicht der Fall.

(wek)

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.