In Washington ist es zu Unruhen zwischen Trump-Anhängern und demokratischen Demonstranten.
Washington. Bereits vor Stunden haben sich Menschenmassen vor dem Weißen Haus versammelt. Alle warteten auf die entscheidende Frage: Bleibt Präsident Donald Trump im Amt oder zieht Demokraten-Kandidat Joe Biden ins Weiße Haus? Dann brachen Unruhen bei der US-Wahl 2020 aus, nachdem ein Trump-Anhänger "All lives matter" schrie.
Laut Medienberichten wurde bisher ein Mann verhaftet. "Bild" berichtet von Rauchbomben, die geworfen worden seien. Mittlerweile wurde die Menge von der Polizei zerstreut.
Bereits im Vorfeld der Wahl wurde vor möglicher Gewalt am Wahltag gewarnt. Vor allem, wenn Biden gewinnen sollten, so glauben demokratische Wähler, würden Trump-Fans protestieren.
Nervöse Anspannung statt Feierstimmung
Nervöse Anspannung statt Feierstimmung bei den Anhängern der Demokraten in Washington. Mehrere hundert Unterstützer von US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden waren am Dienstagabend (Ortszeit) in der Nähe des Weißen Hauses versammelt, um bei der Auszählung der Wählerstimmen in den USA mitzufiebern. Die anfängliche Euphorie verbunden mit der Hoffnung auf einen Erdrutsch-Sieg des Herausforderers von US-Präsident Donald Trump verflog allerdings rasch.
© AFP/APA
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Angespannte Stimmung. Ein Trump-Anhänger trifft auf einen Demokraten auf dem Black Lives Mattes Plaza.
Denn die Zahlen zeigten schnell ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Kandidaten in vielen Bundesstaaten oder sogar einen Vorteil für Trump in wichtigen Schlüsselstaaten. Über die riesigen Bildschirmen flimmerten teils enttäuschende Ergebnisse für die Demokraten. Trotzdem zeigten sich die Anhänger tapfer - auch wenn später mit Florida einer der Schlüsselstaaten an Trump ging.
"Wir wollten Joe Biden und (seine Vize-Kandidatin) Kamala Harris unterstützen, mit der Hoffnung auf eine Feier", sagte die 51-jährige Tammi Girgenti, eine pensionierte Staatsangestellte. "Ich bin ein bisschen enttäuscht über Florida, das ist mein Heimatstaat." Lachend fügte sie hinzu: "Mir geht's gut, ein bisschen nervös und besorgt, aber ich denke, am Ende der heutigen Nacht oder morgen oder am Tag danach kann Biden (einen Sieg) erringen."
Auch der 22-jährige Jake meinte, er gehe davon aus, dass Biden es noch herumreißen könne. Mit einigen Freunden hat er sich getroffen, um den Wahlausgang zu verfolgen: "Wir sind nicht bester Laune, aber ich weiß, dass die Briefwahl-Stimmen immer etwas später kommen und daher war ich auf eine frühe Trump-Führung eingestellt."
Viele Menschen an zwei Orten in Washington versammelt
Ab dem Nachmittag hatten sich viele Menschen an zwei Orten im Zentrum von Washington versammelt. Auf dem "Black Lives Matter Plaza" in der Nähe des Weißen Hauses, dem Symbol für die Proteste im Sommer gegen Trump infolge der rassistischen Vorfälle in den USA. Andere waren auf dem McPherson Square in der Nähe versammelt.
Der übliche Platz für solche Events, der Lafayette Square, war von der Polizei abgeriegelt worden. Dutzende Polizisten standen dort am Dienstagabend, die meisten Gebäuden in dem Viertel waren aus Angst vor gewaltsamen Unruhen bei der US-Wahl 2020 verbarrikadiert. Spannungen zwischen den Sicherheitskräften und den Trump-Gegnern gab es aber zunächst nicht. Trump-Fans waren kaum zu sehen, nur einmal kam es kurz zu einem Gerangel.
Manche waren von weit angereist, um die historische Wahl in Washington miterleben zu können. Die Freunde Susan Ryan und Lauren Sanders, beide Autoren aus New York, hofften auf eine Siegesfeier. Sanders versicherte: "Wir werden nicht von der Straße gehen, bis wir wissen, dass Donald Trump einen friedlichen Abgang akzeptiert hat."
Angespannte Wahlnacht in New York
Auf der Fifth Avenue, schräg gegenüber des Trump Tower, hat sich ein kleines Grüppchen Menschen versammelt. Zwei Männer mit roten "Make America Great Again"-Kappen, dazwischen eine Frau in einem rosa Tüllrock und einem T-Shirt, auf dem "Women for Trump" steht. Näher an den Trump Tower, den früheren Wohnsitz von US-Präsident Donald Trump, lässt die Polizei das Grüppchen an diesem Wahlabend in New York nicht heran, und auch sonst niemanden, das verhindern zahlreiche Barrikaden.
"Hast du gehört, Trump hat gerade Indiana gewonnen", sagt die Frau im rosa Tüllrock nach einem Blick auf ihr Handy und stupst ihre beiden Begleiter in die Seiten. "Das war doch klar, da kommt doch Vizepräsident Pence her", grummelt einer der beiden. "Aber der Abend ist noch lang." Dann hält er ein Schild hoch, auf dem "Trump - Pence - 2020" steht, und ruft: "Vier weitere Jahre! Vier weitere Jahre!" Eine in der Nähe stehende Frau brüllt zurück: "Halt die Klappe!" Das Schreiduell schaukelt sich hoch, wird von zahlreichen Polizisten beäugt, bis diese sich nähern und das Geschrei langsam wieder abebbt.
Es ist eine angespannte Wahlnacht im Zentrum der Millionenmetropole, die diesmal nur Nebenschauplatz bei der Präsidentschaftswahl zwischen dem republikanischen Amtsinhaber Donald Trump und dem demokratischen Herausforderer Joe Biden ist. 2016 waren Trump und seine damalige Herausforderin Hillary Clinton beide in der Stadt. Diesmal ist Trump in Washington, Biden in Delaware und wegen der Coronavirus-Pandemie sind auch alle anderen möglichen größeren Wahlveranstaltungen in der Metropole abgesagt.
Unruhen bei US-Wahl 2020: Stimmung deutlich rauer
Trotzdem ist die Stimmung deutlich rauer als vier Jahre zuvor. Aus Sorge vor Protesten und Unruhen bei der US-Wahl 2020 hat die Polizei die Gegend um den Trump Tower und viele andere Straßen in Manhattan weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Läden, Restaurants und Hotels haben Türen und Fenster mit Holzplatten verbarrikadiert, einige Kaufhäuser haben zusätzlich noch Sicherheitspersonal engagiert. Ein Luxus-Hotel schräg gegenüber des Trump Tower hat sogar die Buchsbäume in den Blumentöpfen vor dem Eingang dick in Plastikfolie einwickeln lassen.
Nicht viele Autos und Menschen sind an diesem Abend in Midtown Manhatten unterwegs, auch die Restaurants sind weitgehend leer. Nur vor dem Trump Tower und am Times Square haben sich Menschenansammlungen gebildet, viele Journalisten und viele Schaulustige. Nervös schauen die Menschen auf dem Times Square von ihren Handys auf die großen Bildschirme, wo die Prognosen der Nachrichtensender durchlaufen, und wieder zurück. "Biden, du schaffst es", ruft ein Mann aus einem vorbeifahrenden Auto. Ein Fotograf schaut auf die Prognosen, die auch Stunden nach Schließung der Wahllokale im ganzen Land noch lange kein Ergebnis versprechen, und seufzt. "Das wird eine lange Nacht. Oder es werden sogar ein paar lange Tage."
"Ich wollte unbedingt Trump verlieren sehen"
Als Spiderman, Minnie Maus und das Krümelmonster verkleidete Menschen laufen durch die Menschenansammlungen und posieren für Selfies. "Ich höre, dass es in Florida richtig gut für Trump läuft", sagt ein Mann, auf dessen Maske eine bunte Comicfigur grinst. "Man hört ja immer, dass es so viele heimliche Trump-Fans gibt." Er beginnt zu flüstern. "Ich bin einer davon." Zwei andere Männer posieren mit Trump-Fahnen, daneben feiert eine Gruppe mit Luftballons einen Geburtstag. Ein Saxofonist spielt die US-Nationalhymne an.
Auf einer Absperrung sitzt eine Frau mit ihren zwei kleinen Kindern und einer Freundin. "Ich bin zum Times Square gekommen, weil ich sehen wollte, wer unser nächster Präsident wird." Gewählt habe sie selbst nicht. "Ich bin schwanger und mit den zwei Kids, das war mir alles zuviel." Sie hoffe aber auf Biden. "Ich wollte unbedingt Trump verlieren sehen. Aber jetzt fürchte ich, dass das noch eine ganze Weile dauern wird und ich muss doch morgen früh arbeiten."