Biden- und Trump-Wähler erwarten von der jeweils anderen Seite gewaltsame Ausschreitungen nach der Wahl.
Washington, D.C. Die Stimmung ist gereizt: Die „Black Lives Matter“-Demonstranten vor dem Weißen Haus trommeln, singen, rufen Parolen wie „Trump muss weg“. Die Polizei sieht zu. Noch. Für Trump sind sie „Inlandsterroristen“. Auf dem Zaun beim Lafayette-Square, von wo aus man sonst den besten Blick auf das Zentrum der US-Macht hatte, hängen tausende Transparente: „Trump ist ein Rassist“, steht drauf: „Trump soll verschwinden!“ Hunderte „Black Lives Matter“-Demonstranten sind da. Sie tragen Masken. Panik vor Covid. Dazwischen Trump-Fans. Sie tragen keinen Mundschutz, nur ihre Trump-Uniform: Rote „Make America great again“-Kappe, Trump- Shirts, Pullover, Trump-Cowboyhüte; „Napalm würde helfen“, sagt ein baumlanger Trump-Fan: „Bombt sie weg!“ Eine Frau gellt: „Amerika darf nicht sozialistisch werden!“
Angst vor Zerstörung und Plünderungen
Angst. Die gesamte Washingtoner Innenstadt ist verbarrikadiert: vor jedem Geschäft, Bürogebäude und Restaurant, vor jeder Bank Holzbarrikaden. Tischler und Zimmerleute hämmern, schrauben, vernageln die Stadt.
Tiefes Misstrauen zwischen den politischen Lagern
Rechte gegen Linke. Das Verbarrikadieren erfolgt nicht ohne Grund: Es herrscht Angst vor Ausschreitungen wie im Juni während der Massenproteste nach dem Tod von George Floyd in Minneapolis. „Linke Protestgruppen planen einen Umsturz am Wahltag“, glauben die Trump-Anhänger: „Sie wollen Washington D. C. vom 4. November bis zum Tag der Amtseinführung übernehmen, um Trump aus dem Weißen Haus zu vertreiben.“
Die Gegenseite behauptet das genaue Gegenteil. Sie fürchtet sich vor „rechten Schlägertruppen“, die in der Stadt Angst und Schrecken verbreiten, sollte Biden vorne sein.
Karl Wendl aus Washington