Bei Zwischenwahlen zählt jede Stimme

Midterms: Biden muss weiter um Sieg zittern

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Die Midterms sind geschlagen, das Ergebnis hängt aber weiterhin in der Luft.

Washington. Laut Hochrechnungen könnten die Republikaner eine knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus („House“) erringen, im Senat (100 Sitze) wird das Rennen in drei Bundesstaaten entschieden: Arizona, Nevada und in Georgia. In Georgia liegt der Demokrat Raphael Warnock knapp vor dem Republikaner Herschel Walker. Keiner der beiden wird aber über die im Staat vorgeschriebene Marke von 50 Prozent kommen.

Das wiederum bedeutet, dass eine Stichwahl am 6. Dezember den Sieger ermitteln wird. In Arizona und Nevada wurde bei Redaktionsschluss noch gezählt. Beide Rennen stehen auf Messers Schneide. In Arizona führt der Demokrat Mark Kelly solide vor dem Republikaner Blake Masters. In Nevada ist es genau umgekehrt. Hier liegt Adam Paul (R) vor Catherine Cortez Mast.

Ganz eng. Die Demokraten dürften wahrscheinlich die Kontrolle einer Kammer verlieren, was die Regierungsarbeit von Präsident Joe Biden erschweren wird. Trotzdem feiern sie sich als Sieger. Warum?

Rote Welle. Bidens Partei trotzte einem historischen Trend, wonach die regierende Partei bei „Midterms“ fast immer eine deftige Niederlage kassiert. Dazu wurden die Republikaner auch zum Opfer ihrer selbst ­geschürten, extrem hohen Erwartungshaltungen: Sie hatten auf eine „rote Welle“, gar einen „roten Tsunami“ gehofft, eine Denkzettelwahl, durch die die Demokraten von der Macht gefegt und Biden als „lahme Ente“ kaltgestellt werden hätte sollen. Jetzt scheinen sogar die Demokraten gestärkt, auch weil sie mit dem Thema Abtreibungen und Warnungen über eine ­gefährdete US-Demokratie griffige Botschaften zur Mobilisierung ihrer Wähler gefunden haben.

Trump-Ankündigung und Ron DeSantis

Gegner. Es stimmt natürlich auch: Sollten die Republikaner das „House“ übernehmen, wäre Bidens innenpolitische Agenda blockiert. Dem Präsidenten drohen peinliche Untersuchungen über dubiose Geschäfte seines Sohnes Hunter Biden.

Größter Verlierer der Midterms ist Ex-Präsident Donald Trump: Er wird als „Auslaufmodell“ verulkt. Viele wollen Trumps plötzliche Schwäche nützen, um die Partei aus seinem Würgegriff zu befreien. Sie setzen auf Ron DeSantis (44), Überflieger in Florida. Er sei die Zukunft, sagen sie. Trump will kommenden Dienstag seine nächste Präsidentschaftskandidatur für 2024 in seinem Florida-Resort Mar-a-Lago ankündigen. Euphorie darf er keine erwarten.

Herbert Bauernebel, USA

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