Kroatien

Video zeigt korrupten Sanader

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Kroatiens Ex-Premier wurde bei Treffen mit einem Öl-Manager gefilmt.

In der Schmiergeldaffäre, in der die kroatische Staatsanwaltschaft dem Ex-Premier Ivo Sanader vorwirft, zehn Millionen Euro von Zsolt Hernadi, dem Chef des ungarischen Erdölkonzerns MOL, erhalten zu haben, ist ein brisantes Detail bekanntgeworden. Die Zeitung "Jutarnji list" bekam von Unbekannten ein Video zugespielt, dass Sanader und Hernadi im Hinterzimmer eines Zagreber Restaurants zeigen soll. Laut Bericht achteten der Politiker und der Manager darauf, nicht gehört und gesehen zu werden, jedoch bemerkten sie demnach nicht die Überwachungskamera, die im Raum versteckt war.

Treffen im Oktober 2009
Laut dem Zeitungsbericht ereignete sich das Treffen Mitte Oktober 2009. Zu diesem Zeitpunkt soll Sanader schon die erste Rate, fünf Millionen Euro, auf das Schweizer Konto des kroatischen Geschäftsmanns Robert Jezic (Petrochemieunternehmen Dioki, Zeitung "Novi list") überwiesen bekommen haben. Das Video zeigt Sanader, wie er die Batterie aus seinem Mobiltelefon entfernt, etwas in einen Block schreibt und diesen Hernadi übergibt. Hernadi holt sein Handy, tippt, schreibt etwas auf und retourniert den Block. Sanader macht einen zufriedenen Gesichtsausdruck. Bei dem Treffen soll kein einziges Wort gefallen sein.

Jezic hatte laut früheren Medienberichten ausgesagt, dass er Sanader zu verstehen gegeben habe, die zweite Tranche nicht übernehmen zu wollen. Außerdem könne das Geld nicht behoben werden, ohne die in der Schweiz vorgeschriebenen Gebühren von bis zu 20 Prozent zu bezahlen. Sanader habe dagegen nichts einzuwenden gehabt und gesagt, er würde das mit seinem Bruder regeln, berichtete "Jutarnji list". Die Geldsumme, die Sanader als Beraterhonorar für MOL bezeichnete, war laut Aussage von Jezic bereits 2008 vereinbart worden.

Ivo Sanader war im Juli 2009 als kroatischer Premier zurückgetreten. In einem seiner ersten öffentlichen Auftritte danach wurde er im Herbst 2010 vor einen Untersuchungsausschuss im kroatischen Parlament bestellt, in dem untersucht werden sollte, wie die MOL die Führung des kroatischen Konzerns INA erlangen konnte, ohne die Aktienmehrheit zu haben. Die Untersuchung blieb ergebnislos. Wenig später wurde Sanader im Dezember 2010 wegen Korruptionsvorwürfen in Salzburg verhaftet und später nach Kroatien überstellt.

Anklage
Die kroatische Staatsanwaltschaft erhob am 23. September 2011 Anklage gegen Sanader wegen Amtsmissbrauchs. Eine Befragung Hernadis in Ungarn kam jedoch bisher nicht zustande, da eine solche die "nationale Sicherheit gefährde", wie es von ungarischen Behörden hieß.

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