Heftige Proteste

Von US-Polizei niedergeschossener Schwarzer an Spitalbett gefesselt

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Ex-Gouverneur und Trump-Gegner will sich bezüglich US-Wahl nicht festlegen.

Kenosha (Wisconsin). Der durch Polizeischüsse in den Rücken schwer verletzte Afroamerikaner Jacob Blake wird offenbar im Krankenhaus an sein Bett gefesselt. "Warum haben sie diesen kalten Stahl am Knöchel meines Sohnes?" fragte Blakes Vater am Freitag im Nachrichtensender CNN. "Er kann nicht aufstehen, er könnte selbst dann nicht aufstehen, wenn er es wollte."
 
Blakes Onkel sprach von einer "Beleidigung". "Er ist gelähmt und kann nicht laufen, und sie ketten ihn an das Bett. Warum?"
 
Der Gouverneur des Bundesstaats Wisconsin, Tony Evers, hatte bereits am Donnerstag Unverständnis über die Sicherheitsmaßnahme gezeigt. "Ich persönlich verstehe nicht, warum das notwendig sein sollte", sagte der US-Demokrat. "Ich würde mir wünschen, dass wir einen besseren Weg finden würden, ihm bei der Genesung zu helfen." Das Festketten erscheine ihm wie "schlechte Medizin".
 
Ein weißer Polizist hatte Blake am Sonntag in der Stadt Kenosha in Wisconsin mit sieben Schüssen in den Rücken aus nächster Nähe schwer verletzt. Der auf einem Handyvideo festgehaltene Vorfall löste neue Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus aus. Blake ist nach Angaben seiner Familie und Anwälte derzeit gelähmt und wird womöglich nie wieder gehen können.
 

Protest gegen Rassismus in Washington: "Genug ist genug"

Tausende haben sich in Washington zu einem Protest gegen Rassismus versammelt. Vor dem Lincoln-Memorial im Herzen der US-Hauptstadt forderten die Demonstranten am Freitag unter anderem ein Ende der Polizeigewalt gegen schwarze US-Amerikaner und echte Gleichberechtigung für alle.
 
"Wir fordern echten, dauerhaften, strukturellen Wandel", sagte der Bürgerrechtler Martin Luther King III bei der Kundgebung. Er ist der älteste Sohn von Martin Luther King Jr., der auf den Tag genau vor 57 Jahren in Washington seine berühmte Rede mit den Worten "Ich habe einen Traum" hielt.
 
"Wir werden diesen Traum erfüllen", sagte der afroamerikanische Bürgerrechtler Al Sharpton, einer der Organisatoren der Kundgebung. Sie ist dem Jahrestag des damaligen "Marsches auf Washington" gewidmet und steht im Zeichen der jüngsten Fällen von Polizeigewalt, die für Empörung in den USA gesorgt hatten. Das war vor allem der Tod von George Floyd. Er starb bei seiner Festnahme, nachdem ein Polizist mehr als acht Minuten lang sein Knie auf Floyds Hals hielt. Erst am Wochenende hatten sieben Schüsse in den Rücken des Schwarzen Jacob Blake bei einem Polizeieinsatz für neue Proteste gesorgt.
 
Sharpton nahm bei seinem Auftritt Bezug auf den Tod Floyds: "Wir könnten genauso erfolgreich sein wie andere. Aber die Gesellschaft hielt das Knie in unserem Nacken." Jetzt sage man aber: "Genug ist genug."
 
"Ich bin es leid, Gerechtigkeit zu verlangen", rief Aktivist Frank Nitty den Versammelten zu. "Wir marschieren schon seit 60 Jahren mit denselben Forderungen. Schwarze Menschen sollten nicht immer noch für dasselbe auf die Straße gehen wie Martin Luther King."
 
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