309 Todesopfer

Zehn Jahre nach Erdbeben: Gedenken mit Fackelzug in L'Aquila

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Mit Fackelzügen gedachte man in L'Aquila der Opfer des schweren Erdbebens vor 10 Jahren.

Mit Fackelzügen haben in der Nacht auf Samstag Tausende Menschen im mittelitalienischen L'Aquila der Opfer des schweren Erdbebens vor genau zehn Jahren gedacht. Unter den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung waren auch der italienische Premier Giuseppe Conte, Angehörige der Opfer, Politiker, Mitglieder des Zivilschutzes, des Roten Kreuzes und zahlreiche weitere Helfer.
 
Um exakt 3.32 Uhr - zu dieser Zeit hatte damals die Erde gebebt - läuteten in L'Aquila die Glocken. Dabei wurden die Namen der 309 Todesopfer vorgelesen. Das Erdbeben der Stärke 6,3 auf der Richterskala hatte am 6. April 2009 die Gegend in und um L'Aquila zerstört. 70.000 Menschen waren monatelang obdachlos, 1.500 Personen wurden verletzt. Im Stadtzentrum ist nur ein Teil der beschädigten Häuser wieder aufgebaut worden.
 
15.000 Gebäude wurden beschädigt, 10.000 allein in L'Aquila nahe dem Epizentrum. Das 400-Einwohner-Dorf Onna, acht Kilometer östlich von L'Aquila, wurde dem Erdboden gleichgemacht. 40 Menschen kamen dort ums Leben.
 
 
"Wir haben die Pflicht, die Erinnerung an dieses Drama wach zu halten", sagte der Premier. Er traf Vincenzo Vittorini, einen Chirurgen, der in der Nacht des Erdbebens seine Frau und seinen Sohn verloren hat und seither den Fackelzug in L ́Aquila organisiert, sowie andere ehrenamtliche Helfer und Mitglieder des Zivilschutzes.
 
Der Premier hob die Bemühungen seiner Regierung hervor, einen nationalen Plan gegen seismische Gefahr umzusetzen. So hat die Regierung am Donnerstag beschlossen, dass bestehende Steueranreize für die Sicherung von Gebäuden gegen Erdbebengefahr auch auf Gebiete mit niedrigerem Risiko ausgedehnt werden.
 
L'Aquila war vor dem Beben berühmt für seine prächtige Architektur aus dem Mittelalter, der Renaissance und dem Barock. Aus Protest wegen des schleppenden Wiederaufbaus reichte der Bürgermeister von L'Aquila, Pierluigi Bondi, vor drei Wochen seinen Rücktritt ein. Die Stadt habe von der seit Juni amtierenden Regierung in Rom zu wenig Unterstützung erhalten, L'Aquila warte noch immer auf die öffentlichen Gelder zum Abschluss des Wiederaufbaus. Es fehle an koordinierten Strategien, damit der Stadtkern wieder zu leben beginne und junge Menschen in die Innenstadt zurückkehren können. 8.000 Menschen leben noch in den errichteten Wohnblocks aus Holz, unweit der Stadt, in denen Obdachlose nach dem Erdbeben ein neues Heim gefunden haben.
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