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Airbus-Sanierung mit Zündstoff

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Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS will Airbus an die kurze Leine nehmen und Produktionsstätten verkaufen. Hamburg könnte die Produktion des A380 verlieren.

Nach Bekanntgabe erneuter Lieferverzögerungen bei seinem Airbus-Prestigeobjekt A380 plant der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS nach übereinstimmenden Zeitungsberichten weitere umfassende Umstrukturierungen.

Airbus verliert Selbstständigkeit
Wie die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, will EADS seine Tochter Airbus an die kurze Leine nehmen. Die bisher weitgehende Selbstständigkeit des Flugzeugbauers werde fallen. Airbus brauche "radikale Veränderungen sowohl bei den Kostenstrukturen als auch in der Organisation und den Ablaufprozessen".

Laut der französischen "Les Echos" sollten durch die geplanten Umstrukturierungen jährlich rund zwei Milliarden Euro eingespart werden. Das Pariser Wirtschaftsblatt "La Tribune" nannte über eine bis drei Milliarden Euro.

Produktionstätten zum Verkauf?
Der Sparplan von Airbus-Chef Christian Streiff sieht den Berichten zufolge eine Neuverteilung der Aufgaben zwischen den Werken in Europa beim Zusammenbau der Flugzeuge vor. Die industriellen Abläufe sowie die Fertigungsstätten sollten reorganisiert, strategisch unwichtiger Produktionsstätten verkauft werden, so " Les Echos". Durch einen bereits bestehenden Umstrukturierungsplan aus dem Jahr 2003 sollten ursprünglich bis 2006 jährlich 1,5 Milliarden Euro eingespart werden.

Hamburg könnte Produktion des A380 verlieren
Im Zuge der neuerlichen Sanierung könnte laut der französischen Zeitung etwa das Werk in Hamburg von der Produktion des Riesenflugzeugs A380 ausgeschlossen werden. Demnach würden Großflugzeuge wie der A380 wahrscheinlich nur noch im französischen Toulouse zusammengebaut; Hamburg würde dagegen den Bau von kleineren Maschinen bekommen. Laut "La Tribune" könnte das deutsche Werk stärker am Bau des A320, aber auch möglicherweise am A350 beteiligt werden.

Verwaltungsrat muss Maßnahmenbündel verabschieden
EADS war zunächst nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Die Großaktionäre um DaimlerChrysler und die französische Lagardère-Gruppe wollten nochmalige Fehlprognosen zu den Lieferplänen für den neuen Airbus A380 vermeiden, berichtet die "FTD". Vor diesem Hintergrund habe der Verwaltungsrat des Konzerns am 29. September das vom neuen Airbus-Chef vorgelegte Maßnahmenbündel noch nicht verabschiedet. Zunächst wolle das Gremium noch offene Fragen geklärt haben. Dies solle in den kommenden drei Wochen geschehen, so die "FTD".

"La Tribune" schrieb, dass der Rat schon am 3. Oktober erneut zusammenkomme, in "Les Echos" hieß es, der Sanierungsplan werde am 4. Oktober den Gewerkschaftsvertretern bei einem Treffen des Konzernbetriebsrats in Toulouse präsentiert werden.

Weitere Verzögerung des A380
EADS war in den vergangenen Monaten von Krisen geschüttelt worden. Zuletzt hatte der Konzern mitgeteilt, dass sich die Lieferung des weltgrößten Passagierflugzeugs A380 weiter verzögert. Bereits jetzt liegt der europäische Konzern mehr als ein Jahr hinter den Auslieferungsplänen zurück. Laut "FTD" könnte sich die Auslieferung des Superjets A380 wegen der strukturellen Probleme im Konzern nochmals verzögern. Spekulationen gingen von bis zu einem Jahr aus, hieß es.

Durch die Mitte Juni 2006 veröffentlichte Verzögerung entgingen dem Unternehmen bis 2010 bereits zwei Milliarden Euro Gewinn. Außerdem werde der schwache US-Dollar zunehmend zum Problem. Flugzeuge werden üblicherweise in Dollar abgerechnet, Airbus produziert aber im Euro-Raum.

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