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Aufholjagd der neuen EU-Länder

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Das Wirtschaftswachstum in Polen und Tschechien ist deutlich stärker als in der Eurozone, aber Ungarn verliert den Anschluss. Die OeNB-Experten sehen den EU-Beitritt Rumäniens und Bulgariens positiv für Österreich.

In den beiden großen neuen EU-Ländern Polen und Tschechien wird sich der wirtschaftliche Aufholprozess auch 2007 kräftig fortsetzen, mit Wachstumsraten deutlich über jenen der Eurozone. Zwar werden die Volkswirtschaften der neue EU-Länder auch in den kommenden Jahren wesentlich stärker wachsen als in der Eurozone, doch wird der Aufholprozess noch Jahrzehnte dauern.

Ungarn hat sich von dieser Entwicklung abgekoppelt, als Folge des Sparpakets wird das Wirtschaftswachstum dort im kommenden Jahr nur marginal über jenem der alten EU-Länder liegen, die Konsumnachfrage wird sogar rückläufig sein - das geht aus der jüngsten Konjunkturprognose der Oesterreichischen Nationalbank hervor.

EU-Beitritt von Rumänien und Bulgarien
Der EU-Beitritt Rumäniens und Bulgariens wird sich nach Ansicht der OeNB-Experten für Österreich klar positiv auswirken. Allerdings müssten beide Länder ihre Reformbemühungen auch nach dem EU-Beitritt am 1. Jänner 2007 fortsetzen, insbesondere in den Problembereichen Justizreform sowie Bekämpfung von Korruption, Geldwäsche und organisierter Kriminalität.

Vor allem Österreichs Banken profitieren
Beide Länder seien funktionierende Marktwirtschaften, problematisch seien jedoch in Bulgarien das hohe Leistungsbilanz-Defizit und in Rumänien die niedrige Steuereinhebungsquote, sagte OeNB-Direktor Christl. Aus österreichischer Sicht werde der EU-Beitritt u.a. dazu beitragen, die Erträge der österreichischen Banken zu sichern, die in Bulgarien einen Marktanteil von 30 Prozent hätten und in Rumänien sogar 40 Prozent, so Christl.

Die wirtschaftliche Bedeutung Rumäniens und Bulgariens entspricht aber bei weitem nicht der Größe der beiden Länder. An den knapp 490 Millionen Einwohnern der künftigen EU-27 haben die zwei künftigen Mitglieder einen Anteil von 6 Prozent, ihr Beitrag zur gesamten Wirtschaftsleistung beträgt nur 0,9 Prozent.

Polen-Prognose
Laut der aktuellen Prognose wird Polens Wirtschaft heuer real um 5,2 Prozent wachsen, im kommenden Jahr immerhin noch um 4,8 Prozent und damit deutlich über der Wachstumsrate des Euroraums liegen, wo das BIP heuer um 2,1 Prozent und 2007 um nur noch 1,8 Prozent zunehmen dürfte.

Tschechien-Prognose
Für Tschechien wird für heuer und das kommende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 6,0 bzw. 5,2 Prozent erwartet, für Ungarn nur 3,7 bzw. 2,4 Prozent. In Ungarn werde es 2007 auch zu einem realen Rückgang der Konsumnachfrage um 1,3 Prozent kommen, erwarten die Experten. Das sei eine Folge des notwendige Sparpakets, dass u.a. zu Anpassungen bei der Mehrwertsteuer und regulierten Preisen, aber auch zu einem Lohnstopp und Stellenabbau im öffentlichen Dienst, wodurch Kaufkraft verloren gehe, so die Experten der Nationalbank.

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