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Bawag-Bilanz ohne Staatshaftung

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Die Finanzen der Bawag sind gar nicht so schlecht: Die nötige Kernkapitalquote kann großteils ohne Staatshaftung erreicht werden.

Der Bawag-Vorstand arbeitet im Moment mit Hochdruck an einem Kassasturz inklusive vorläufiger Bilanz. Ab 2. Oktober können die Kaufinteressenten dann Einblick in diese Papiere nehmen.

Wie es aussieht, stehen die Chancen für Österreichs Steuerzahler und Finanzminister Karl-Heinz Grasser nicht schlecht, doch noch glimpflich aus dem Bawag-Desaster auszusteigen. Die Bawag PSK kann de facto ohne Bundeshaftung bilanzieren. Das geht aus Informationen involvierter Finanzkreise hervor.

Mindestanforderung
Im Detail bedeutet das, dass die Gewerkschaftsbank die in Österreich gesetzlich vorgeschriebene Kernkapitalquote für Banken von mindestens vier Prozent auch ohne die 900 Millionen Euro aus der Garantie des Bundes erreicht. „Aus jetziger Sicht ist die erforderliche Quote darstellbar.Wenn überhaupt, fehlt nur ein ganz kleiner Betrag“, heißt es.

Völlige Entwarnung bedeutet das aber noch nicht. Der große Knackpunkt ist die wechselseitige Verflechtung zwischen Bawag und ÖGB: Die jetzige Bankbilanz stimmt nur dann, wenn die Forderungen gegenüber der AVB-Stiftung des Gewerkschaftsbundes werthaltig bleiben. Die AVB schuldet der Bawag als ihr größter Kreditnehmer rund 1,5 Milliarden Euro. Damit Bawag-Boss Ewald Nowotny nichts davon abschreiben muss, braucht der ÖGB einen Erlös, der mindestens so hoch ist, wie seine Gesamtschulden: nämlich 2,13 Milliarden Euro.

Optimistisch
Nowotny und ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer sind zunehmend optimistisch, dass ihre derzeitige Rechnung hält: ohne die Inanspruchnahme der Staatshaftung. Sie stützen sich dabei auf die unverbindlichen Kaufangebote mit Preisen bis zu 2,4 Milliarden Euro.

Rudolf Hundstorfer bestätigte das kürzlich indirekt. „Ich gehe davon aus, dass wir nach dem Verkauf der Bank schuldenfrei sind“, sagte er Anfang der Woche im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Ein Verkaufserlös von gut 2,1 Milliarden Euro sollte auf den ersten Blick locker drinnen sein. Allerdings muss jeder Käufer zusätzlichen Aufwand einkalkulieren: Eine weitere Finanzspritze von mindestens einer halben Milliarden Euro wird nötig sein, um ausreichend Spielraum für das weitere Bankgeschäft zu haben. „Es ist nicht möglich, eine Bank ordentlich zu führen, wenn die Kernkapitalquote länger an der Marke von vier Prozent dahinschrammt“, sagen Experten.

Wenig Spielraum
Ganz zu schweigen von zusätzlichen Investitionen in IT, und Filial-Renovierung sowie einmalige Kosten für einen Personalabbau.

Ein möglicher Käufer, der etwas aus der Bawag machen möchte, müsste also wenigstens 2,6 Milliarden Euro Gesamtkosten für die Übernahme kalkulieren. Und da wird es schon deutlich enger – auch wenn die Kapitalerhöhung erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen könnte.

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