Für vier Wochen "Intensivtraining": 500 Euro kostet die Chance auf eine Lehrplatz bei einem Kärntner Friseur.
Der Lehrstellenmangel treibt manch seltsame Blüte. Regelrecht erkaufen müssen sich Jugendliche bei einem Villacher Friseurbetrieb ihren Lehrplatz, kritisiert die Arbeiterkammer (AK) Kärnten. Wer sich im Friseurstudio um eine Lehrstelle bewerbe, den verpflichte der Chef zuerst zu einem vierwöchigen "Intensivtraining". Dafür müssen die Lehrstellensuchenden laut AK 500 Euro bezahlen. Nur wer den Kurs erfolgreich bestehe, habe danach eine Chance auf einen Ausbildungsplatz.
Kämme und Fön sind mitzubringen
"Dass Jugendliche
quasi eine Anzahlung für eine Lehrstelle leisten müssen, das ist vollkommen
inakzeptabel", betont Rechtsexperte Wolfram Wiegele von der AK. Dabei
sei es mit 500 Euro noch gar nicht getan. Die Bewerberinnen müssten zum Kurs
in einer dem Friseurbetrieb angegliederten "Akademie" auch
Arbeitsmaterialien wie Kämme, Wasserspritze und Fön selbst mitbringen. "Das
macht dann noch einmal rund 100 Euro aus", schätzt Wiegele.
Keine Garanite auf Ausbildungsplatz
Nur wer beim "Intensivtraining"
durchgehend anwesend ist und alle Prüfungen positiv abschließt, kommt nach
Angaben des Friseurbetriebes auch für eine Lehrstelle in Frage. Ziel des
Lehrganges ist laut Informationsunterlagen des Studios, den
Lehrstellenanwärterinnen die Basiskenntnisse des 1. Lehrjahres zu
vermitteln, sodass sie ab dem ersten Lehrtag bereits am Kunden arbeiten
können."Auch wer schlussendlich einen Lehrplatz bekommt, muss sich
also die Grundausbildung selbst bezahlen. Das widerspricht eindeutig den
Ausbildungsvorschriften", kritisiert der AK-Experte
Nach Rechtsmeinung der Arbeiterkammer Kärnten liegt bei dem "Intensivtraining" eindeutig ein Beschäftigungsverhältnis vor, weil das Lehrverhältnis unmittelbar an die Schulungstätigkeit anknüpft und im gleichen Betrieb stattfindet.