Zweiter spektakulärer Rücktritt bei einem Wall-Street-Giganten: Nach dem Merrill-Lynch-Chef nahm nun der Citigroup-Chef seinen Hut.
Der Chef des größten US-Finanzkonzerns Citigroup, Charles Prince, ist im Zuge der Kreditkrise zurückgetreten. Als Interims-Unternehmenschef sei Sir Win Bischoff berufen worden, teilte das Unternehmen am Sonntagabend (Ortszeit) nach einer Krisensitzung des Verwaltungsrates mit. Zum Vorsitzenden dieses Gremiums wurde dabei der ehemalige US-Finanzminister Robert Rubin berufen. Bisher war Prince auch Verwaltungsratschef.
Hypothekenkrise
Die Bank rechne zudem mit weiteren fünf bis
sieben Milliarden US-Dollar (3,45 bis 4,83 Mrd. Euro) an Abschreibungen
wegen der Hypothekenkrise in den USA, verlautete nach der Sitzung. Insgesamt
werde das Volumen des Ausfalls acht bis elf Milliarden Dollar betragen, die
Gewinnausschüttung für das Jahr 2008 werde aber trotzdem unverändert bleiben.
Mega-Gewinneinbruch
Die Bank hatte schon zuvor mehrere
Milliarden abschreiben müssen und daher einen Gewinneinbruch um 57 Prozent
auf 2,36 Milliarden US-Dollar vermeldet. Die Krise war durch die Vergabe
schlecht abgesicherter Kredite an US-Hausbesitzer ausgelöst wurden, die in
Rückzahlungsschwierigkeiten gerieten. Da die Banken weltweit untereinander
Kredite aufnehmen, sind wegen der US-Immobilienkrise auch europäische Banken
in Schwierigkeiten geraten.
Binnen weniger als einer Woche musste nun bereits der zweite Chef einer amerikanischen Großbank wegen der Kreditmarkt-Turbulenzen seinen Hut nehmen. Erst am vergangenen Dienstag war Merrill-Lynch-Chef Stan O'Neal nach den höchsten Abschreibungen in der Geschichte der Investmentbank zurückgetreten. Prince stand jedoch schon seit längerer Zeit unter Kritik. Den Aktionären stößt sauer auf, dass unter seiner vierjährigen Ägide der Citi-Aktienkurs mehr als 17 Prozent an Wert verloren hatte.